Einsatzberichte und Aktivitäten: Hier engagieren wir uns
Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun (Laotse)
Liebe Freunde von MedInCharge
In der komplexen sozialen Struktur des menschlichen Daseins ist Verantwortung ein zentrales Element, das unser Handeln und unsere Entscheidungen prägt. Verantwortung ist einmal, was wir aktiv tun – die Entscheidungen, die wir treffen, die Taten, die wir vollbringen. Doch in einer Welt, die von Kriegen, unglaublicher Zerstörung und Ungerechtigkeiten geprägt ist, müssen wir auch die andere Seite der Medaille betrachten: die Verantwortung für das, was wir nicht tun.
MedInCharge engagiert sich seit über sieben Jahren im Süden Nepals für die unterprivilegierte Chepang-Ethnie. Hier sind wir Zeugen von unbeschreiblicher Armut und sozialen Ungerechtigkeiten. Menschen leiden Hunger, Kinder können nicht zur Schule, weil sie den Eltern helfen müssen das Überleben zu sichern, behandelbare Krankheiten raffen Familienmitglieder aller Generationen von der Bildfläche, weil die medizinische Versorgung fehlt.
Und wir? Wir werfen täglich Tonnen verschmähter Lebensmittel in den Abfall, zerstören im Wissen um die Folgen kontinuierlich alles, was uns in unseren Ökosystemen lieb ist und produzieren Arsenale apokalyptischer Waffen, um unsere Nachbarn anzugreifen, Elend über sie zu bringen und sie zu vernichten. Gegenwärtig scheint viel Dunkelheit unsere Welt zu überziehen.
Schweigen oder untätig bleiben, heisst Mitverantwortung tragen
Dazu zu schweigen oder untätig zu bleiben, heisst Mitverantwortung am Verrat an der Menschheit zu tragen. Passivität bedeutet stilles Einverständnis zur Legitimierung der bestehenden Missstände. Diese Erkenntnis ist nicht nur eine moralische Überlegung, sondern auch ein Aufruf zum Handeln. Wir sind gefordert, unsere Stimme gegen das zu erheben, was wir als falsch empfinden und nicht hinnehmen wollen. Das erfordert Mut und Entschlossenheit. Denn letztlich sind wir nicht nur für das verantwortlich, was wir tun – wir sind auch für das verantwortlich, was wir nicht tun. Unsere Stimme können wir erheben, indem wir dort eingreifen, wo unser Beitrag Veränderungen nach sich zieht. Unsere Aktivitäten geben vielen Menschen in Nepal Lebensmut und helfen, ihren leidvollen Alltag besser zu ertragen.
Passivität bedeutet stilles Einverständnis zur Legitimierung der Missstände. Diese Erkenntnis ist nicht nur eine moralische Überlegung, sondern auch ein Aufruf zum Handeln
Sie sind unentbehrlich für MedInCharge
Sie begleiten uns seit vielen Jahren, viele von Ihnen seit Beginn unserer Aktivitäten in Nepal 2017. In dieser Zeit haben wir die Chepang Antyodaya School für mittellose Kinder aufgebaut. Ihre Patenschaften sind unentbehrlich für den Betrieb dieser Schule. Wir versorgen mit einem lokalen Team rund zwanzig Chepang Siedlungen mit Hunderten von Grossfamilien und sichern ihnen medizinische Versorgung und Ernährung. Ohne Ihre treuen Spenden müssen wir diese Aktivitäten einstellen. Mit Ihrer Unterstützung entziehen Sie sich dem Nichtstun im Rahmen Ihrer individuellen Möglichkeiten.
Es ist Weihnachtszeit. An unseren reich gedeckten Tischen und beim Besuch der üppigen Weihnachtsmärkte werden viele Lichter leuchten. Eine Gelegenheit für uns, im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten unser Schweigen gegenüber den grossen Ungerechtigkeiten und Missständen auf dieser Welt mit einem Zeichen zu durchbrechen. Wenn wir das Nichtstun durchbrechen, bringen wir Licht in die Finsternis. Bleiben Sie Teil unseres Vereins der kleinen Lichter, die unermesslich viel Helligkeit in das Leben unzähliger Familien in Nepal bringen.
MedInCharge wünscht Ihnen von Herzen frohe und besinnliche Feiertage
Fredi (ärztliche Leitung), Christine, Anja, Tobias und Cristina Bacchetto(Vorstand MedInCharge)
Es ist besser ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen (Konfuzius)
Spenden und Patenschaften nehmen wir gerne entgegen unter:
IBAN CH48 0900 0000 8975 4784 8,
MedInCharge, Chroslenweg 9, 3177 Laupen
Wir freuen uns über jeden Beitrag!
Link zu weiteren Bildern der Fotogalerie auf unserer Homepage:· https://www.medincharge.ch/de/photo-gallery.
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedInCharge arbeiten unentgeltlich, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute. Der administrative Aufwand wird von der Gründerfamilie getragen.
Wohltätigkeit ist das Mistloch der Gnade, in dem das Recht ersäuft wird
(J.-H. Pestalozzi)
Liebe Freunde von MedInCharge
Johann Heinrich Pestalozzi brachte schon vor über 200 Jahren mit diesem provokativen Satz ein Gefühl zum Ausdruck, das mich beim Engagement von MedInCharge für die in unsäglichem Elend lebenden Kinder in Nepal begleitet. Mit unserer Unterstützung (in der Wortwahl von Pestalozzi «Wohltätigkeit») übernehmen wir Aufgaben einer Obrigkeit, welche unfähig oder nicht willens ist, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Natürlich ist es sinnvoll, wenn wir Kindern zu einer Grundausbildung verhelfen und es ist ebenso sinnvoll, Menschenleben zu retten, indem wir ihnen medizinische Grundversorgung und überlebenswichtige Nahrung zukommen lassen. In Nepal scheint die Zuführung der Hilfsgüter aus dem Ausland denjenigen als eine Art Ablass zu dienen, die die Macht und die Ressourcen haben, um anderen zu helfen. Der Staat, der diese Notlagen verursacht, bleibt scheinbar unberührt.
Ich tue mich sehr schwer mit der Haltung einer Regierung, welche allen hilfsbereiten Organisationen mit Überheblichkeit und grundsätzlich ablehnenden Haltung begegnet.
Korruption statt Bereitschaft zu Kooperation zum Wohle der in ihrer Obhut stehenden Bevölkerung. Die ungebildeten und notleidenden Menschen, die wir unterstützen, können dafür nichts, das ist mir bewusst.
Und gerade deshalb verbleibt bei mir ein elendes Gefühl der Machtlosigkeit und der Situation ausgeliefert zu sein. Die Kinder der Schule und ihre Eltern in den abgelegenen Slumsiedlungen sind in Geiselhaft der Regierung. Wenn wir unsere Unterstützung einstellen, können viele Kinder nicht mehr zur Schule und es sterben Menschen. Das ist den Machthabern in Nepal egal.
Die Hilfe einstellen?
Zu dieser Frage hat mich meine Tätigkeit in der Entwicklungszusam-menarbeit immer wieder geführt.
Fortschritt und Veränderung sind in der Entwicklungshilfe nicht in den Zeitfenstern unserer Einflussnahme in grossen Sprüngen erkennbar. Gerade in Nepal müssen wir mit der Feststellung zurechtkommen, zuweilen ein System zu unterstützen, das sich an unseren Zuwendungen indirekt bereichert. Richtig eingesetzt, kann aber unsere Zusammenarbeit die Situation ändern.
Warum schreibe ich Ihnen dies alles, wo sie doch unser Rundbrief zu weiterer Unterstützung unserer Tätigkeit motivieren soll?
Bildung ist der Schlüssel
Die Kritik an der reinen Menschenhilfe soll nicht als Ablehnung von Hilfe für Bedürftige verstanden werden. Sie ist vielmehr ein Aufruf zu strukturellen Veränderungen des sozialen Gefüges, die langfristige Lösungen bieten sollen. Diese sind nötig, um Gerechtigkeit zu erreichen.
Richtig eingesetzt, kann unsere Zusammenarbeit die Situation ändern. Bildung ist der Schlüssel zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Armen und zur Schaffung einer gerechteren Gesellschaft.
Unsere Arbeit wird Veränderung bringen, aber nicht auf einer Zeitachse, die wir unmittelbar wahrnehmen können. Das Nachbarland Indien hat sich über Jahrzehnte von einem Entwicklungsland zu einer aufstrebenden Industrienation entwickelt.
Wir wollen es gut sein lassen
In Nepal sind 40 % der Bevölkerung Analphabeten. Ein Drittel der Knaben und zwei Drittel der Mädchen besuchen keine Schule, obwohl die Schulpflicht seit 1975 besteht. Der Staat ist nicht fähig seiner Verpflichtung nachzukommen, allen Kindern die Schulbildung zu ermöglichen.
Mit der Unterstützung der Antyodaya Chepang School leisten wir einen Beitrag zur Bildung einer Nachfolgegeneration, welche über Kompetenzen verfügt Veränderungen im unzulänglichen System herbeizuführen. Der Weg dahin ist lang, aber wir sehen keinen Grund von dieser Spur abzuweichen.
Wir wollen es gut sein lassen. Wortwörtlich kann diese Formulierung auch bedeuten, etwas nicht mehr als unfertig oder gar mangelhaft anzusehen, sondern als etwas, das im Moment gut ist bzw. genügt. Es ist alles, was wir im Moment leisten können und was wir leisten ist gut.
MedInCharge ist wichtig, mit Ihnen nicht nur durch rosarot gefärbte Linsen zu kommunizieren, sondern offen über unsere Ambivalenzen und inneren Konflikte zu berichten, die unsere Arbeit begleiten. Ich hoffe, meine Gedanken vermögen Sie zu überzeugen uns in unserer Tätigkeit weiterhin zu unterstützen. Mit Ihren treuen Spenden und Patenschaften bilden Sie das Rückgrat von MedInCharge, ohne das wir in Nepal nichts bewegen.
Eine Patin besucht Antyodaya und begleitet eines unserer Health Camps
Carmen Angstmann unterstützt unsere Projekte mit regelmässigen Spenden und einer treuen Patenschaft. Anfangs November 2023 besuchte sie mit ihrem Ehemann die Antyodaya School und begleitete Sr. Miriam während eines Health Camps in Goathara. Ein solcher Besuch hinterlässt bei uns, vom Wohlstand privilegierte Menschen, tief berührende und bleibende Eindrücke.
Carmen schreibt: "Schon die Fahrt nach Goathara war ein Ereignis; während über 2 Stunden fuhren wir mit einem Offroader durch eine unzugängliche Berggegend mit steilen Hängen. Auf dem Weg kreuzten wir viele Schulkinder, die stundenlang zu Fuss auf dem Weg zu ihrer Schule waren. Was für ein anderes Bild als bei uns in der Schweiz.
Sr. Miriam und ihr Team richteten nach Ankunft in einem einfachen Schulraum mit Campingtischen und Stühlen ein einfaches Ambulatorium ein. Das Team arbeitete während 5 Stunden durch und behandelte 180 Kranke.
In Goathara und den Dörfern der Umgebung sind viele Menschen schlecht ernährt. Das Leben ist hart und findet unter einfachsten Bedingungen statt. Es gibt nicht überall Strom, fliessendes Wasser ist nur an öffentlichen Zapfstellen verfügbar und die Menschen wohnen in einfachen Steinhäusern. Geschlafen wird auf einem Tuch auf dem Steinboden.
Nach unserer Rückkehr besuchten mein Mann und ich die Antyodaya Schule, wo wir einen überwältigenden Empfang erlebten. Die Schüler empfingen uns mit Blumen und führten eine beeindruckende Tanzvorführung auf, für die sie zweifellos lange geübt hatten. Als ich mein Patenkind Reshma traf, war es ein sehr bewegender Moment. Das Mädchen schien überwältigt zu sein, und auch mir standen Tränen in den Augen. Wie schön zu sehen, dass das Geld, welches gespendet wird, auch wirklich dort ankommt, wo es gebraucht wird."
Antyodaya wird internatsmässig geführt und die Kinder leben hier weit von ihren Elternhäusern entfernt, rundum versorgt und mit Zugang zu Bildung. Voraussetzung für die Aufnahme ist, dass die Kinder zu Hause keinen Zugang zur Schule haben. Viele von ihnen sind Waisen.
In Antyodaya dürfen die Kinder auf eine bessere Zukunft hoffen und die Schule begleitet sie auf diesem Weg.
MedInCharge kann seine Arbeit nur durch Ihre Unterstützung fortsetzen. Mit Ihrer Spende bleiben Sie Teil dieser kleinen Hoffnungen, die so unermesslich viel für die begünstigten Chepang in Nepal bedeuten. Bleiben Sie Teil dieser Hoffnungen.
Laupen, im Mai 2024
Fredi (ärztliche Leitung), Christine, Anja, Tobias und Cristina Bacchetto
(Vorstand MedInCharge)
«Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin» (C. Sanberg)
«Stell dir vor, es gibt nichts, wofür es sich lohnt zu töten oder zu sterben, auch keine Religion.
Stell dir vor, alle Menschen leben ihr Leben in Frieden» (J. Lennon).
Liebe Freunde von MedInCharge
Zugegeben, zum Traum von Carl Sandberg oder John Lennon fehlt derzeit viel, aber das soll kein Grund sein, den Traum nicht zu träumen.
Wir leben mit unserem Verein MedInCharge unseren Traum im Kleinen. Die Wirkung ist gross.Sr. Miriam besucht mit ihrem Team im Terai Nepals regelmässig rund zwanzig Chepangsiedlungen. Das Team besteht neben Sr. Miriam (Pflegefachfrau) aus Birsana (Pflegefachfrau und Chepang), Richard (Assistent), Nirajan (Koordinator Camps und Chepang) und Dinesh (Fahrer). Zusammen versorgen sie mit Hilfe von MedInCharge kontinuierlich rund tausend ärmste Familien der Chepang Ethnie medizinisch und mit Grundnahrungsmitteln.Stellvertretend für die unterstützten Menschen in Nepal zitiere ich aus einem Schreiben von Sr. Miriam, das mich kürzlich erreicht hat (aus dem Englischen übersetzt):
«Lieber FrediIch schreibe dir, um dir meine tiefe Wertschätzung für deine bedeutenden Beiträge für unsere Hilfsprogramme zu übermitteln.Camp in Charimara mit Sr. MiriamDie unermüdliche Unterstützung von MedInCharge hat das Leben unzähliger bedürftiger Menschen entscheidend verändert. Das Reisverteilungsprogramm hat dazu beigetragen, ärmste Familien, mit dem Nötigsten zu versorgen und sicherzustellen, damit sie genug zu essen haben. Als ich die Region Charimara im Rahmen des Medical Outreach Programms besuchte, war die grosse Verbesserung der
Verfassung der Menschen gegenüber früher nicht zu übersehen. Vor allem der Gesundheitszustand der Kinder und Mütter hat sich stark verbessert. Das Hilfsprogramm hat auch denjenigen lebenswichtige medizinische Hilfe gebracht, die andernfalls nie solche erhalten hätten. MedInCharge ermöglicht heute vielen Kindern eine Schule zu besuchen.Es ist mir sehr wichtig, dir den immensen Wert eurer Unterstützung für unsere Aktivitäten zu übermitteln. Wir schätzen euer Engagement für unsere Hilfsprojekte von tiefstem Herzen.Herzliche Grüsse
Miriam»
Sie werden vielleicht sagen, wir seien Träumer, aber wir sind nicht die Einzigen
Wir geben diesen warmherzigen Dank gerne an Sie weiter. Sie unterstützen uns immer wieder grosszügig. Mit Worten lässt sich kaum beschreiben, was für ein Segen Ihre Spenden für die begünstigten mittelosen Menschen in Nepal bedeutet. MedInCharge realisiert seine Arbeit durch Ihre Unterstützung. Die Antyodaya School wird internatsmässig geführt und die Kinder leben hier weit von ihren Elternhäusern entfernt, rundum versorgt und mit Zugang zu Bildung. Voraussetzung für die Aufnahme ist, dass die Kinder zu Hause keinen Zugang zur Schule haben. Viele von ihnen sind Waisen. Nach der schwierigen Phase während der Pandemie ist an dieser Oase des Friedens im Chitwan Ruhe eingekehrt. Die Schule ist mit 250 Schülerinnen und Schülern bis an die Kapazitätsgrenze belegt und läuft unter der Leitung von Rambabo Chaudahari vorbildlich. In Antyodaya dürfen die Kinder von einer besseren Zukunft träumen und die Schule begleitet sie auf diesem Weg.
Lassen Sie sich durch die warmen Lichter und die stimmungsvolle Weihnachtszeit in die Welt der Träume verführen. Überprüfen Sie, ob Sie einen kleinen Beitrag für unterprivilegierte Mitmenschen erübrigen können. Bleiben Sie Teil eines kleinen eigenen Traums - unermesslich gross für Menschen ohne unsere Privilegien.
«Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer, aber ich bin nicht der Einzige. Ich hoffe, eines Tages wirst auch du einer von uns sein,
und die ganze Welt wird eins sein» (John Lennon, Imagine 1971).
Unser Verein der kleinen Träume wünscht Ihnen von Herzen frohe und besinnliche Feiertage.
Fredi (ärztliche Leitung), Christine, Anja, Tobias und Cristina Bacchetto (Vorstand MedInCharge)
Hilfe durch MedInCharge wo es brennt
Die Kochstellen mit offenem Feuer in den Behausungen der armen Chepang-Bevölkerung sind die Ursache für viele schwere Schicksalsschläge: In unbeobachteten Momenten fangen die ärmlichen Holzhütten Feuer und zerstören alle Habseligkeiten. Manchmal erleidet ein Kind schwere Verbrennungen, wenn es in der Kälte am Feuer schlafend einen epileptischen Anfall erleidet. Besonders Frauen leiden unter chronischen Atemwegserkrankungen, weil sie dem ständigen Rauch der Feuerstellen ausgesetzt sind. Die Unterstützung der Betroffenen mit dem Nötigsten an Kleidung, Nahrung und medizinischen Gütern nach Schicksalsschlägen ist eine der vielen Aufgaben von MedInCharge.
Nepal begann sich erst gerade von den Folgen der Covid-Pandemie zu erholen, als der Krieg in der Ukraine die Preise für die täglichen Güter im Land explodieren liess. Die gestiegenen Ausgaben für Nahrungsmittel, Gas und Treibstoff führen zu einer erheblichen Mehrbelastung unseres Budgets für den Unterhalt der Antyodaya Chepang School und zur Versorgung der Chepang Siedlungen. Solidarität mit unseren Mitmenschen im 8'000 Kilometer entfernten Nepal ist mehr denn je gefragt.
Der Verein MedInCharge hat nun sein sechstes Betriebsjahr abgeschlossen. Mit dem Erreichten sind wir zufrieden. Die Plätze konnten in der Antyodaya School um mehr als 50 aufgestockt werden und bieten nun 250 Chepang Kindern aus ärmsten Verhältnissen Bildung, medizinische Betreuung, Kost und Logie. Das Team um Sr. Miriam versorgt kontinuierlich rund 2'000 Familien in zwei Dutzend Chepang- Siedlungen im Süden Nepals medizinisch und mit Nahrungshilfe.
Alles wird durch Sie, liebe Leserinnen und Leser, ermöglicht. Wir können nicht genug betonen, wie froh wir um Ihre wertvollen Patenschaften sind, welche Sie beständig weiterlaufen lassen. Sie bilden das Rückgrat einerhoffnungsvollen Zukunft für 250 Kinder in Antyodaya
Wie weiter mit MedInCharge oder die Frage der Nachhaltigkeit unserer Investitionen
Mit etwa 120'000 Franken könnten wir die Antyodaya Chepang School um hundert Plätze erweitern. Der Vorstand von MIC hat sich eingehend mit der Frage auseinandergesetzt, ob unser Verein Expansion anstreben oder das Erreichte bewahren soll. Hundert weitere Schulplätze sind mit zusätzlichen Unterhaltskosten von monatlich 4’000 – 5'000 Franken verbunden. Antyodaya ist nahezu vollständig von Zuwendungen seitens MIC abhängig und mit jedem neuen Ausbildungsplatz wächst diese Abhängigkeit.
Es gilt unsere Grenzen zu akzeptieren
Wir stecken in einem grossen Dilemma. Jeder Platz in Antyodaya bietet einem Kind in Nepal eine Chance, seiner grenzenlosen Armut zu entfliehen. Dabei ist es unsere Pflicht, den Fortbestand der Schule nachhaltig zu sichern. Die einseitige Abhängigkeit der Schule von unserem kleinen Verein MedInCharge bereitet uns Sorge. Sollte MIC dereinst die
finanziellen Zuflüsse nicht mehr garantieren können, würde der Schulbetrieb kollabieren und die vielen Kinder stünden wieder auf der Strasse. Aus diesen Überlegungen haben wir uns entschlossen, den Ausbau der Schule erst dann anzustreben, wenn die Finanzierung dieses Schrittes langfristig gesichert ist. Etwa die Hälfte des Betriebsaufwands von Antyodaya ist durch Ihre Patenschaften gesichert. Das ist der wichtigste Pfeiler, auf dem die Schule steht. Der Rest der Ausgaben wird durch Ihre spontanen Spenden an MIC gedeckt. Wir hoffen aufrichtig, dass wir weiterhin auf Ihre treue Unterstützung zählen dürfen.
Als kleiner Verein kann MedInCharge nicht mit der grossen Kelle auf der Weltbühne anrühren. Wir betreuen mit unserer Arbeit lokal begrenzt, aber ausgesprochen wirkungsvoll, Menschen, welche unsäglichen Entbehrungen ausgesetzt sind. Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedInCharge arbeiten unentgeltlich. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute. Der verhältnismässig kleine administrative Aufwand wird von der Gründerfamilie getragen.
Die Familie Bacchetto wünscht Ihnen als Vereinsvorstand von Herzen eine sonnige und glückliche Sommerzeit.
Fredi, Christine, Anja, Tobias, Cristina Bacchetto
Wir dürfen den Glauben ans Gute nicht verlieren
Auf allen Kanälen erreichen uns gebündelte Informationen zu Kriegen, Krisen und Katastrophen. Viele sind täglich auf unseren Bildschirmen präsent. Von anderen wird weniger berichtet, weil wir nicht direkt davon betroffen sind oder sie schon so lange währen, dass wir uns daran gewöhnt haben. Mit der Zeit ordnen wir letztere apathisch der Normalität auf unserem Planeten zu.
MedInCharge engagiert sich an Orten, die weniger auf dem Radar der Öffentlichkeit stehen, wo unermessliches Elend und Armut scheinbar schon immer da waren. Angesichts des anhaltenden Zustandes gilt es, den Glauben an die positive Wirkung unseres Engagements nicht zu verlieren.
Ich betrachte mich als religiös, im Sinne eines Menschen, der ans grundsätzlich Gute im Leben glaubt. Dieses Gute ist vorbestimmt und währt so lange fort, als wir uns als Individuen ihm nicht entgegenstellen. Vielleicht ist dieses Gute das, was die Kirchen als Gott bezeichnen. Vermutlich ist diese Betrachtungsweise zu einfältig, aber sie hilft in vielen verzweifelten Situationen weiter. Solange ich fähig bin, ans vorbestimmte gute Ende zu glauben, kann mich nicht viel ernsthaft aus der Bahn werfen. Ein gutes Ende, irgendwann, aber universell als göttlich vorbestimmter Sinn des Universums.
Brücken über Abgründe des Leidens bauen
Angesichts der Allgegenwart von derart viel Krankheit, Leiden und Sterben in Nepal, sehe ich meine Rolle vielfach darauf reduziert, den Menschen beizustehen und zu versuchen mit ihnen Brücken über Abgründe zu bauen. Brücken zum Besseren, zum Guten im Leben, wo auch immer wir dieses Ziel suchen. Manchmal muss ich Familien und Kinder im Elend zurücklassen und sachlich abwägen, wie weit unsere Mittel es erlauben zu gehen. Zuweilen erfordert das berufliche Gewissen von mir als Arzt, den Mut zu sagen:
Genug jetzt. Mehr können wir nicht bieten. Das muss reichen. Manchmal bleibt uns als Akt der letzten Nächstenliebe nur ein Gebet mit unseren Patienten und für die Gelassenheit zu bitten, Dinge zu ertragen, die wir nicht ändern können.
Der Tod als Vorgang des Guten im Leben?
So viel ist sicher: Ein Ende kommt immer und für jede und jeden von uns in der gleichen Form. Als Arzt am Ende des Studiums stand für mich früher ausser Diskussion, den Tod als gut zu akzeptieren. Vierzig Jahre medizinische Tätigkeit haben meine berufliche Haltung zum Ende unseres Lebens grundlegend verändert: Ist es nicht ein Widerspruch in sich, wenn ich heute dennoch den Tod als einen Punkt des Guten im Leben bezeichne? Sobald wir das Leben als ganzheitliches Wunder betrachten, als fortwährender Prozess und losgelöst vom biologischen Sein des einzelnen Individuums sehen, bekommt dieser Tod eine ganz andere Bedeutung. Ohne Tod ist kein Leben möglich. Er stellt den Zwischenschritt
dar, den wir seit der Entstehung von Leben auf unserem Planeten, vor rund 2.5 Milliarden Jahren, zur Erhaltung des übergeordneten Systems beitragen.
Das unbeschreiblich göttliche Regelwerk äussert sich in unserem irdischen Dasein. In Nepal lerne ich einmal mehr, mich in grosser Demut davor zu verneigen. Die medizinischen Fakten zwingen uns in die Knie und auf den Boden der Realität. Diese weist in diesem Land unmissverständlich darauf hin, wie beschränkt der Mensch mit seiner Medizin unser Dasein zu beeinflussen vermag.
Wir bleiben für immer Bestandteil des Firmaments
Wenn grosse Zweifel mich befallen und ich nicht mehr weiter weiss, gehe ich hinaus und schaue in die Dunkelheit der Nacht hinein: Ein Blick ins nächtliche Firmament hat etwas ungemein Befreiendes in sich. Er erinnert uns daran, dass wir für immer Bestandteil dieser unbeschreiblich schönen Milchstrasse sind und kein Tod uns dies nehmen wird. Es gibt so viel mehr, als unser aufflackerndes Dasein auf diesem Planeten. Diese Zuversicht zu besitzen, ist Glaube und Resilienz zugleich und ermöglicht uns im Leben zu bestehen.
Vermutlich müssen wir an diesen Weihnachten alle den Gürtel etwas enger schnallen. Die Frage ist nur, ob in den Taschen nicht genug verbleibt, um damit auch ausserhalb unseres unmittelbaren Umfelds etwas Positives zu bewirken. Eine Spende an unseren Verein wird immer Gutes bewirken.
Unsere Familie wünscht Ihnen als Vereinsvorstand von Herzen besinnliche und erholsame Festtage
Fredi, Christine, Anja, Tobias, Cristina Bacchetto
High Tech rettet Leben in Health Camps am Rande der Zivilisation Nepals
Das Butterfly IQ+ ist ein kleines Wunderwerk der Technik: Ein hochpotentes Ultraschallgerät wurde in eine Hülle verpackt, die nicht grösser als ein mittlerer Rasierapparat ist. Es lässt sich an jedes konventionelle Tablett oder Smartphone anschliessen und liefert Bilder, die schon manches Schicksal in den abgelegenen Dörfern der von MedInCharge betreuten Chepanggemeinschaften entscheidend beeinflusst hat. Schwangerschaftsverläufe können überwacht und die Frauen rechtzeitig in ein Zentrumsspital überwiesen werden, wenn Probleme auftauchen. Leiden der Leber und Gallenwege, der Nieren und Harnwege, aus dem gynäkologischen Bereich und vieles mehr lassen sich zuordnen und einer gezielten Behandlung zuführen.
Vor allem in der Kardiologie hat sich das Butterfly IQ+ wiederholt als lebensrettend erwiesen
Exemplarisch seien hier kurz die Geschichten von Sumina und Nirjala aufgeführt. Nirjala ist 9 Jahre und Sumina 11 Jahre alt. Beide Mädchen wohnen in abgelegenen Dörfern in den Bergen des Makwanpur Distrikt im südlichen Nepal. Mit Hilfe der Ultraschallsonde konnte ich bei beiden Kindern einen Herzfehler mit grosser offener Verbindung zwischen dem linken und rechten Kreislauf diagnostizieren, der eine bedeutend verkürzte Lebenserwartung erwarten lässt. Erst die anschliessende Untersuchung im «Shahid Gangalal National Heart Centre» in Kathmandu brachte Klarheit und Hilfe.
Während bei Nirjala das Problem über eine Herzoperation behoben werden konnte, ist das Leiden bei Sumina so weit fortgeschritten, dass ein operativer Eingriff im Moment nicht möglich ist. Wir versuchen deshalb zuerst die Kreislaufsituation mit Medikamenten zu verbessern, um die Operationsfähigkeit des Mädchens zu erreichen. Ohne Operation ist die Lebenserwartung von Sumina auf etwa 25 Jahre beschränkt.
High Tech zieht auf breiter Front in unserem medizinischen Alltag in der Feldarbeit in Nepal ein: Mein Stethoskop überträgt die Herzgeräusche akustisch verstärkt auf die Ohren und visualisiert sie auf dem Tablett, das Blutdruckmessgerät vermag neben den Blutdruckwerten auch ein einfaches EKG (Herzstrommessung) auf dem IPad abzubilden und die häufigen Mittelohrkrankheiten lassen sich mit einem Spezialaufsatz auf dem IPhone digital dokumentieren und mit Fachkollegen austauschen.
Die Anschaffung dieser teuren Geräte finanzieren wir nicht über das Vereinsbudget, sondern werden durch mich als Projektleiter beigesteuert. Ihre Spenden bleiben ohne Abzüge der direkten Finanzierung von Hilfeleistungen der Chepang Ethnie in Nepal vorbehalten.
Unsere Projekte in Nepal laufen planmässig und gut. Die Antyodaya Chepang School ist mit 240 Schülern bis an die Kapazitätsgrenze belegt. Unser Partnerteam in Nepal, unter der Leitung von Sr. Miriam, führt regelmässig Health Camps in den Chepang Siedlungen durch. Mein nächster Einsatz in Nepal ist im November 2022 geplant.
Die Not bleibt gross und unsere Arbeit ist nur durch Ihre treue und unersetzliche Unterstützung möglich. Dafür danken wir Ihnen aufrichtig und von Herzen.
Fredi Bacchetto,
Präsident MedInCharge
Im September 2022
Die mittellosen Chepang Nepals bleiben im Fokus von MedInCharge
In unserem jüngsten kurzen Rundbrief finden Sie eine Serie von Kinderportraits, die während meiner letzten beiden Aufenthalte in Nepal entstanden sind. Ich habe viele nachdenkliche, oft traurige, jedenfalls viele ernste Blicke eingefangen, konnte den Kindern aber doch ab und zu auch ein Lächeln entlocken. Es sind Kinder der Chepang-Gemeinschaften (vereinzelt auch der Tamang-Ethnie) Nepals. Dank Ihren treuen Patenschaften und Spenden ermöglichen wir ihnen in der Antyodaya School im Chitwan eine Schulbildung und eine ganzheitliche Betreuung, fern von der grossen Armut in ihren Heimtatdörfern.
Helfen Sie, die Ausbildung der Kinder zu finanzieren
An der Antyodaya School nehmen wir nur Kinder aus mittellosen Chepang-Gemeinschaften auf, die entweder keine Eltern haben oder eine Schule aus geographischen Gründen nicht besuchen können. Die Nachfrage nach Plätzen in unserer Schule ist enorm und übersteigt bei weitem unsere Angebotsmöglichkeiten. Wir haben deshalb die Schule ab neuem Schuljahr mit der maximal möglichen Bettenzahl von 240 Plätzen belegt. Dies unter Auslastung und Ausbau aller bisher ungenutzten Räume. Für 2023 bereiten wir ein Projekt vor, das den Ausbau der Schule um weitere 60 Plätze vorsieht.
Herzlichen Dank !
Ihre treuen Patenschaften sind die wertvollste Unterstützung, die wir erhalten können. Unabhängig von spontanen Spenden sichern wir damit Unterkunft, Nahrung, Kleider, Lehrerlöhne und medizinische Versorgung für erwähnte Kinder, denen sonst der Zugang zu Bildung verwehrt bleibt. Ein Ausbau dieser Form von Beiträgen ist nötig, um den Betrieb der Schule langfristig zu sichern. Wir sind um jede Form der Zuwendung dankbar, insbesondere in einer Zeit, in der viele Menschen kriegsbedingt verständlicherweise auch andere Prioritäten setzen.
Die Familie Bacchetto wünscht Ihnen als Vereinsvorstand eine schöne und erholsame Sommerzeit.
Fredi Bacchetto,
Präsident MedInCharge
Im Juli 2022
MedInCharge im fünften Vereinsjahr
Liebe Freunde von MedInCharge
Gefällt Ihnen das Gruppenfoto oben? Es sind die Kinder in Antyodaya und Sie finden mich in der Mitte der fröhlichen Kinderschar, aufgenommen am 19. März 2022 auf dem Spielplatz der Schule. Ich schreibe diesen Rundbrief bei hochsommerlichen Temperaturen um 37 Grad im Chitwan Nepals, wo ich mich wieder seit Mitte März befinde. Die Antyodaya Chepang School läuft nach einem langen Lockdown wieder mit Vollbetrieb. Weiter veranstalten wir nahezu täglich Health Camps mit dem eingespielten Team in abgelegenen Chepang Siedlungen. Nach der leidvollen Pandemiezeit startete das fünfte Betriebsjahr von MedInCharge versöhnlich.
Der Krieg in Europa kehrt uns das Leid vor die Haustüre
Wir betreuen mit unserer Arbeit Menschen, welche seit jeher unsäglichen Entbehrungen ausgesetzt sind. Gleichzeitig werden in Europa milliardenschwere Waffensysteme eingesetzt, um Tod und unglaubliche Verzweiflung an Orte zu bringen, an denen bis vor kurzem friedliches Zusammenleben möglich war. Der Krieg hat uns das Leid auf dieser Welt vor die Haustüre katapultiert. Warum ist der Mensch nicht fähig, seinem Wohlstand und Glück Sorge zu tragen?
Von unserer aktuellen Arbeit an Orten, wo Armut schon immer da war
Wir bauen unsere mobile Klinik täglich an neuen Orten auf, wo unbeschreibliche Armut, Hunger, Elend und Zustände vorherrschen, welche in unseren Breitengraden, seit mehr als 150 Jahren verschwunden sind. Mit Kleidern, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung schaffen wir Linderung. In den Dörfern, die wir seit 2019 mit Grundnahrungsmitteln versorgen, sind die vielen unterernährten Kinder verschwunden. Das sind grosse und ermutigende Schritte.Die sozialen und geostrukturellen Fakten an unseren Einsatzorten führen uns allerdings auch immer wieder an die Grenzen des Machbaren.
Der Mann links im Bild ist von Lepra schwer gezeichnet. Er geht auf Stummeln an den Füssen und zahlreiche Finger sind abgestorben. Zur Behandlung müsste sich der Mann alle drei Monate in ein entsprechendes Zentrum nach Kathmandu begeben. Dazu fehlen an seinem Wohnort, weit abgelegen im nördlichen Gebirge des Chitwan, die Transportmöglichkeiten.
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Ein Rollstuhl ist bei den Geländevoraussetzungen undenkbar. Die einzigen Hilfsmittel, die er bedienen kann, sind Achselkrücken. Mit diesen schleift er sich mühselig vorwärts.
Und was ist mit dem ca. 12-jährigen Jungen auf nachfolgendem Bild? Die öffentliche Schule liegt in unmittelbarer Nähe seines Wohnortes. Auf dem Weg ins Camp fuhren wir an zahllosen Kindern in ihren blauen Uniformen auf dem Weg zum Unterricht vorbei.
Der Junge muss aber seiner Mutter bei der Versorgung der Ackerfelder helfen. Der Weg zur Schule führt aus der Armut, aber dieses Kind konnte offensichtlich noch nicht auf diesen Weg gebracht werden.
Unsere Arbeit in Nepal ist nur denkbar, wenn wir auch bereit sind hinzunehmen, was wir im Moment nicht ändern können.
Sie helfen uns Dinge zu ändern, die wir ändern können:
So hat MedInCharge 2021 in Nepal gewirkt
Als Projektleiter leistete ich 2021 einen zweimonatigen Einsatz in Nepal. Die Pandemie erlaubte mir keine weiteren Aufenthalte vor Ort. Das lokale Team um Sr. Miriam führte dennoch ununterbrochen regelmässige Camps durch, vorwiegend in Chepang Siedlungen. Insgesamt besuchte das Team vergangenes Jahr 196 Dorfgemeinschaften (16 begleitet von mir), untersuchte 13’689 Personen, verteile 82 Tonnen Reis, 5.5 Tonnen Linsen, 5'500 Liter Öl und Medikamente im Gesamtwert von 64'900 Fr. an knapp 5'500 Grossfamilien (über 35'000 Personen, darunter mehrheitlich Kinder). Nach Wiederaufnahme des Betriebs der Antyodaya Chepang School im Herbst, flossen 2021 noch 18'730 Fr. in den Betrieb der Schule.
Unser 4x4 Mahindra Geländewagen indischer Bauart war den ausserordentlichen Anforderungen im überaus anspruchsvollen Gelände der Gebirgsregionen Nepals zunehmend weniger gewachsen. Eine aussergewöhnlich hohe Einzelspende aus der Nordostschweiz erlaubte uns die Anschaffung eines Ersatzfahrzeugs japanischer Bauart. Die Fortsetzung unserer unentbehrlichen Aktivitäten ist damit gesichert.
So haben Sie MedInCharge 2021 die Arbeit ermöglicht
Sie haben uns vergangenes Jahr mit knapp 172’000 Fr. an freien Spenden und weiteren knapp 32’560 Fr. an gebundene Patenschaftsbeiträge unterstützt. Die Einzelspenden erstreckten sich von Beträgen von 20 Fr. bis 85'000 Fr. Ihnen allen gebührt unsere grosse Wertschätzung und aufrichtiger Dank. Ob klein oder gross, wir sind für jeden Beitrag dankbar. Ihr Vertrauen in uns und Ihre grosse Unterstützung ermöglichen uns, viel Leid zu lindern und Menschenleben zu retten. Die Jahresrechnung unseres Vereins sowie der Revisionsbericht für das Jahr 2021 können auf der Medienseite unserer Homepage eingesehen werden
Und zum Schluss noch dies: Birsana am Ziel ihrer Träume
Birsana Praja hat viel erreicht. Mit 21 Jahren hat sie soeben ihre Grundausbildung als Pflegefachfrau abgeschlossen. Sie ist die erste Jugendliche, welche die Schule in Antyodaya besucht hat und ihr anschliessendes Studium durch Patenschaften unseres Vereins bis zum Berufsdiplom finanziert bekam. Nun hat sie eine Arbeitsstelle bei MedInCharge angetreten. Sie betreut die Kinder in Antyodaya und begleitet uns in den Health Camps.
Die Familie Bacchetto wünscht Ihnen als Vereinsvorstand von Herzen eine sonnige und glückliche Frühlingszeit.
Fredi Bacchetto,
Präsident MedInCharge
Im April 2022
Vom Wissen und Sinn des Glaubens
Liebe Freunde von MedInCharge
In Nepal sterben Menschen, weil notwendige Impfungen und die medizinische Versorgung fehlen. Zahllose Familien leiden unter Hunger und beispielloser Armut, während wir täglich Tonnen an intakten Lebensmitteln wegwerfen. In Nepal ist vielen Kindern der Schulbesuch verwehrt, weil das Angebot fehlt oder ihre Eltern die Ausgaben dafür nicht aufbringen können
Wir glauben nicht, wir wissen
"Ich weiss, dass ich weiss». Die Debatten rund um die Pandemiepolitik im vergangenen Jahr haben es uns vor Augen geführt: Wir wissen, ob die Impfung hilft oder schadet, ob die Anordnungen unserer Behörden für uns gut oder schlecht sind, wie viele G in unseren Alltag gehören, und tun dies auf allen uns zur Verfügung stehenden Medien kund.
Glaube beginnt dort, wo das Wissen aufhört. Aber wir benötigen den Glauben in unserem Alltag nicht. Wir wissen.
Wo bleibt der Sinn?
Es scheint, als treibe uns ein unendlicher Mangel an Sinn, trotz beispiellosem Überfluss, im Leben vorwärts. Wir kaufen, was uns wo auch immer unter die Finger kommt, um es kaum ausgepackt wieder wegzuwerfen. Wir pulverisieren alle Schätze dieser Welt, führen Kriege um das Erdöl und füllen es in unsere Tanks, um in die Disco, ins Fitness, ins Einkaufszentrum zu fahren und weit weg von allem zu fliegen, was uns nahe steht.
Wir bemächtigen uns aller Ressourcen dieses Planeten und verprassen sie unter Zerstörung von allem, was uns lieb ist. Wir lehnen Behandlungen ab, welche uns vor dem Tod auf den Intensivstationen bewahren und stürzen uns an Gummiseilen von Brücken oder springen in gefährliche Schluchten, weil wir anders nicht mehr fähig sind, den Sinn unseres
Lebens zu spüren. Unser Dasein scheint einen flagranten Mangel an Sinn zu haben. Ihn immer nur mit Konsum, Drogen, Gefühlen und Menschen zu füllen, kann nicht die Lösung sein. Hier kann der Glaube einsetzen.
Wir sollten mehr glauben
Der Sinn befindet sich hinter dem Anfang. Der Ursprung unseres Daseins liegt aus kosmologischer Sicht beim Urknall. Dieser Urknall hatte einen Grund und der Sinn für die ganze Entwicklung des Universums muss hinter diesem Grund zu finden sein. Doch genau diesen können wir trotz aller Wissenschaft und Quantentheorien nicht erfassen. Ist es nicht paradox: unsere Formeln der Astronomie und Physik können beinahe die ganze Entstehung des Universums erklären. Das Ganze, bis auf den Rest einer Sekunde hoch minus 43? Eine Milliarde hat neun Nullen hinter der Eins, eine Trilliarde deren 21 und da sind wir noch nicht einmal in der Hälfte der Nullen. Viel fehlt uns zur Berechnung des Ursprungs allen Daseins also nicht, aber das letzte Teilchen scheint uns für immer verborgen zu bleiben.
Den Zusammenhang zwischen Sinn und Anfang haben andere Menschen schon sehr lange vor uns erkannt. Schin in der Bibel ist festgehalten "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott». Das «Wort» entstammt dem Altgriechischen Begriff «Logos». Logos bedeutet der «Sinn». Im Neuen Testament steht also übersetzt, „Im Anfang war der Sinn“. Glauben heisst heute, den Bildschirm beiseitelegen und darauf vertrauen, dass es gut kommt. Wir sollten den Alltag annehmen und akzeptieren, dass wir nicht alles richtig machen werden. Glaube und Wissen schliessen sich aus. Wir sollten das Meer an Dingen respektieren, das sich vor unserem Verstand verschliesst. «Alles, was ich weiss, ist dass ich nichts weiss». An der Aussage von Sokrates, scheint sich auch über 2400 Jahre später gar so viel nicht geändert zu haben. Wir haben zwei Gewissheiten: Wir werden geboren und werden sterben. Dazwischen blinken wir mit unserem Dasein auf dem seidenen Faden des Lebens unscheinbar im Universum. Wer glaubt, geht davon aus, dass der Faden einen Sinn hat und uns dieser zu tragen vermag.
Teilen Sie mit uns und Ihren Mitmenschen
Unsere Arbeit macht Sinn. Daran glauben wir. Es macht Sinn, mittellosen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Es macht Sinn, Hunger leidenden Familien Nahrung zukommen zu lassen, ihre Krankheiten zu behandeln, sie durch Wolldecken vor der Winterkälte zu schützen. Daran glauben und halten wir fest. Teilen Sie mit uns diesen Glauben.
Die Antyodaya Chepang School hat ihre Türen nach dem langen Lockdown wieder vollständig geöffnet und ist daran, Kinder bis zum höchstmöglichen Bestand wieder aufzunehmen. Jeden Monat finanziert MedInCharge Nahrungslieferungen an Hunderte von Chepang Familien im Terai Nepals und den Betrieb der Antyodaya School. Unterstützen Sie uns in unserem Engagement.Geniessen Sie bewusst die grossen Privilege, welche sich uns in unseren Breitengraden das ganze Jahr über und ganz besonders während der Festtage bieten. Erinnern Sie sich an unsere privilegierte Situation, wenn Sie sich gesund und mit vollem Magen unter den Weihnachtsbaum setzen. Halten Sie Rückschau und überprüfen Sie, ob noch etwas übrigbleibt, das Sie mit ihren Mitmenschen teilen können. Unsere Arbeit ist nur dank Ihrer anhaltenden wertvollen Unterstützung möglich. Mit Ihren Spenden rettet unser Verein reelle Leben. Darauf dürfen Sie vertrauen und sich mit uns freuen. Wir danken Ihnen von Herzen.
Unsere Familie wünscht Ihnen als Vereinsvorstand von Herzen besinnliche und erholsame Festtage
Rundbrief MedInCharge September 2021
Liebe Freunde von MedInCharge
Die Positivitätsrate der Covidtests verharrt in Nepal bei 14 %, was gemäss WHO einer Pandemie ausser Kontrolle entspricht. Die Dunkelziffer ist allerdings mit Sicherheit weitaus höher. Weniger als 20 % der Bevölkerung konnte bisher geimpft werden, weil es an Impfstoff mangelt. Entsprechend grassiert die Pandemie in Nepal weiter und bringt alle Gesundheitseinrichtungen an den Anschlag ihrer Möglichkeiten. Es drohen weitere einschneidende Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und ich habe mich unter diesen Umständen entschieden, meinen nächsten Einsatz in Nepal auf anfangs 2022 zu verschieben.
Sr. Miriam, unsere Partnerin vor Ort, unermüdlich im Einsatz. Hier bei der Verteilung von Lebensmitteln
Unsere Hilfe und Unterstützung aus der Schweiz sind mehr denn je gefragt, denn gerade die armen Bevölkerungsschichten leiden weiterhin ausserordentlich unter Hunger und anderen Entbehrungen in der katastrophalen wirtschaftlichen Situation.
Der Blick auf positive Nachrichten aus Nepal
In meinen vergangenen Rundbriefen habe ich viel von der desolaten Situation in Nepal berichtet. Ich erlaube mir heute den Fokus auf kleine Lichtblicke des Geschehens im Land zu richten. Daraus schöpfen wir den Mut und die Energie, an unserem Engagement festzuhalten.
Kabeeta Rana, 22, eine junge Chepang sucht ihren Weg trotz Hindernisse
Kabeeta absolvierte die Grundschulzeit an der Navadaya und Antyodaya Chepang School. Mit 18 Jahren wurde sie mit einem zwei Jahre älteren Mann verheiratet. Vor 14 Monaten brachte sie einen Sohn zur Welt, der an einer schweren angeborenen Nierenerkrankung leidet. Sie lebt in Dharan, im Osten Nepals, bei der Familie ihres Mannes, die sechs Mitglieder umfasst. Der Ehemann arbeitet in einer kleinen Zweiradwerkstatt und verdient 120 Fr. im Monat. Die Schwägerin erhält als Angestellte eines kleinen Shops weitere 64 Fr. monatlich. Davon lebt die ganze Familie.
Kabeeta mit Sohn Adriel, Ehemann, Schwiegereltern und Schwägerin
Vor einem Jahr gelangte Kabeeta zu unserer Überraschung mit der Anfrage an MedInCharge, ob wir ihr einen Bachelorstudiengang am Dharan Megha College mitfinanzieren. Mit unserer Unterstützung besucht sie seither erfolgreich zwischen 18 und 22 Uhr den Unterricht. Während der monatelangen Lockdownperioden ab 2020 folgte sie den Schulangeboten mit ihrem Handy. Ob sie nach Abschluss des Bachelors 2024 das Studium fortsetzen will, weiss sie heute noch nicht. Auf jeden Fall wird das Diplom eine gute Grundlage sein, um eine gut bezahlte Arbeitsstelle zu erhalten.
Kabeeta ist in vielen Belangen eine Ausnahmefrau in Nepal. Kulturell bedingt werden Chepangfrauen sehr jung verheiratet und bekommen dann Kinder. Leider kommt es nur sehr selten vor, dass Jugendliche anschliessend den Weg zurück ins Studium finden, noch viel weniger die Frauen. Wir sind stolz auf Kabeeta und dankbar, dass ihr die Familie die Unterstützung bietet, um neben ihren Mutterpflichten die Ausbildung zu absolvieren. Wir freuen uns an ihrem Erfolg und werden Kabeeta und ihre Familie sehr gerne weiter begleiten und unterstützen.
Kabeeta in ihrer Schuluniform auf dem Schulgelände
Birsana Praja, 21, die erste künftige Chepang Pflegefachfrau aus Antyodaya
Von Birsana haben wir schon früher berichtet. Sie hat fünf Schwestern und einen jüngeren Bruder. Vier ihrer Schwestern sind verheiratet und konnten keine Schule besuchen. Der jüngere Bruder und eine Schwester besuchen die Grundschule. Birsana absolvierte bis zur zehnten Klasse die Schule in Antyodaya. Anschliessend bestand sie erfolgreich die Aufnahmeprüfung am Shradha Insistitute of Health Science Kathmandu. Ihre Noten waren so gut, dass sie von der Regierung Nepals eines der raren Studienstipendien erhielt. Seit zwei Jahren absolviert sie die Ausbildung zur Pflegefachfrau. Sie wohnt in einem Studentenwohnheim in Bhaktapur bei Kathmandu. Auch sie folgte dem Onlineunterricht während des Lockdowns mit ihrem Handy.
Zurzeit leistet sie ein Praktikumsjahr im Friendship Children Hospital in der Hauptstadt. Der Lebensunterhalt von Birsana wird durch eine Patenschaft unseres Vereins finanziert. Sie schreibt uns in ihrem Mail vom 6.9.21: “I’am so greatful for your help to achieve my dream. I don't have ability to attain my dream due to financial problem of my family” (Ich bin ausserordentlich dankbar für eure Hilfe, um meinen Traum zu erfüllen. Ohne diese wäre dies nicht möglich, denn meiner Familie fehlen die finanziellen Mittel dazu).
Wir alle fiebern mit Birsana auf ihren Studienabschluss in ca. einem Jahr hin mit. Sie wird seit Beginn unserer Unterstützung der Antyodaya School 2018 die erste Chepang sein, welche die Ausbildung zur Pflegefachfrau absolviert hat
Endlich wird der Präsenzunterricht an den Schulen wieder zugelassen
Auf diese Nachricht warten wir seit 18 Monaten: Eben erreicht uns die Mitteilung aus Antyodaya, dass der volle Präsenzunterricht ab 17. September 2021 wieder erlaubt ist. Seit dem Lockdown im März 2020, beherbergte Antyodaya nur etwa 20 % des Sollbestands an Schülerinnen und Schülern, denen sie den Unterreicht nach den Vorgaben der Regierung bieten konnte. Es waren ältere Kinder, die dem angebotenen Fernunterreicht über die bescheidene technische Infrastruktur der Schule folgen konnten. Die Schule verfügt über eine WiFi Verbindung und über ein paar ältere ausrangierte Laptops aus der Schweiz.
Dinge ändern, die wir ändern können
Wir fühlen uns der unterprivilegierten Bevölkerung Nepals verpflichtet. In der Antyodaya Chepang School erhalten 200 Kinder Unterkunft, Nahrung und Schulbildung. Der Weg zur Schule führt aus der Armut, wie uns Kabeeta und Birsana vor Augen führen. Die Chepang leiden unter einer weltweit beispiellosen Armut. Wir bieten ihnen Überlebenshilfe und setzen darauf, dass die Bildung ihrer Kinder ihnen zu einer besseren Lebensgrundlage verhilft. Mit einem Beitrag von 50.- Franken sichern wir einer sechsköpfigen Familie im Chitwan den Lebensunterhalt während einem Monat und den Kindern die Schulbildung. Helfen Sie uns Dinge zu ändern, die wir ändern können.
Fredi Bacchetto
Präsident MedInCharge
Im September 2021
Link zu weiteren Bildern der Fotogalerie auf unserer Homepage:· https://www.medincharge.ch/de/photo-gallery.
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedInCharge arbeiten unentgeltlich, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute. Der administrative Aufwand wird von der Gründerfamilie getragen.
Von Covid auf der Startbahn abgeschossen (Juni 2021)
Liebe Freunde von MedInCharge,
Am 2. Mai 2021 stand ich in aufgeräumter Stimmung und abflugbereit am internationalen Flughafen in Kathmandu und präsentierte dem Beamten hinter der Plexiglaskabine meinen negativen PCR Test. Dieser eröffnete mir, dieses Testlabor sei nicht mehr anerkannt. Die Bestimmungen hätten geändert. Einfach so. Auf meine Nachfrage, wo
denn diese Bestimmungen einzusehen seien, verwies der Beamte auf eine Laborliste, angeheftet neben der Lücke in seiner Plexiglaskiste. Mein Labor war zweifelsfrei nicht auf dieser neuen Liste und damit meine aufgeräumte Stimmung ohne Verzug im Eimer. Nach einer wenig hilfreichen Eruption von Gefühlsäusserungen, versuchte ich mich mit einem Neustart meiner Stimmung im Gelassenheitsmodus. Ich verschob den Flug und stürzte mich anderntags ins Inferno der im Nahkampfmodus anstehenden Menschenmasse vor der genehmen PCR-Teststation. Dies zum Zeitpunkt der aus Indien heranbrausenden neuen Corona Welle. Dann legte ich mich in einem Hotel in Kathmandu in Warteposition. Hier befielen mich plötzlich Schüttelfröste und hohes Fieber.
Ein Schnelltest kündigte mir an, was anderntags auch durch das anerkannte Labor bestätigt werden sollte: Mein PCR Test war nun positiv. Der Staat Nepal nutzte meine Zeit der Isolation, um das ganze Land unter einen rigorosen Lockdown zu stellen und sämtliche nationalen und internationalen Flüge zu streichen. So verbrachte ich zuerst zwei öde Wochen in Quarantäne, eingeschlossen in einem Zimmer eines Guest House in Kathmandu.
Anschliessend sollten zwei weitere lange Wochen der Ungewissheit verstreichen, bis ich einen Sitzplatz in einem Charterflug nach Europa buchen konnte. Während dieser ganzen Zeit blieb der sonst pulsierende Moloch der Hauptstadt Nepals klinisch tot. Wo sich sonst auf den breiten Squares Kathmandus Autos, Busse, Motoräder pausenlos um jeden freien Quadratmeter duellierten, waren jetzt nur noch ein paar träge Hunde und zwischendurch eine (heilige) Kuh auf dem Asphalt auszumachen. Der Smog verzog sich am Ende gar so weit, dass ich erstmals aus eigener Erfahrung bestätigen kann, dass es auch über Kathmandu einen blauen Himmel gibt.
Die Frage stellt sich, warum ich in einer Risikosituation der Pandemie überhaupt nach Nepal geflogen bin
Anfangs Jahr wurden die Aktivitäten und insbesondere die Geldflüsse der von uns unterstützen Antyodaya Chepang School zunehmend undurchsichtiger. Deshalb entschloss ich mich Ende März zu einer Klärung vor Ort. Eine Revision aller Buchhaltungen brachte dann leider zahlreiche verstörende Unregelmässigkeiten an den Tag. Aufgrund der nepalesischen Rechtsprechung, müssen ausländische Investoren Ihre Gelder über eine lokal registrierte NGO einbringen. In unserem Fall war dies die Happiness Society (HNS), welche den Auftrag hatte, unsere Zuwendungen an die Antyodaya School weiterzureichen. Es zeigte sich, dass die HNS während der laufenden Projektphase einen Betrag von 10'500 CHF veruntreut hatte. Leider war auch der lokale Projektleiter darin
involviert. Von Menschen betrogen worden zu sein, mit denen uns nach langjähriger Zusammenarbeit Vertrauen und Freundschaft verband, war für mich und unseren Vorstand eine zutiefst verletzende Erfahrung. Sie kostete uns viel Kraft, um die Motivation für die Fortsetzung unserer Projektarbeit zu finden.
Im Vordergrund stehen die Chepang Kinder von Antyodaya
Die Antyodaya School bleibt trotz der Unregelmässigkeiten betriebsbereit und kann 200 Kindern einen Studienplatz, Nahrung und Unterkunft bieten. Das Wohl dieser Kinder stand für unseren Vorstand im Vordergrund, als wir uns entschlossen mit einer neuen Schul- und Projektleitung die Grundlage für einen Neuanfang zu legen. Die Zusammenarbeit mit der bisherigen Projektleitung und der NHS in Nepal wurden aufgekündigt. Wir haben in Aussicht gestellt, gegenüber der NHS auf rechtliche Schritte zu verzichten, wenn der Fehlbetrag MedInCharge zurückerstattet wird. Bisher sind bei uns 70% der veruntreuten Summe eingegangen, weshalb wir vorsichtig optimistisch in den Abschluss dieses traurigen Kapitels schauen. Falls am Schluss ein Fehlbetrag verbleibt, wird unsere Familie als Vereinsvorstand dafür einstehen, so dass Ihre Spenden von diesen Unregelmässigkeiten nicht tangiert sind.
Mit der Schulleitung von Antyodaya haben wir einen neuen Zusammenarbeitsvertrag abgeschlossen und dabei die «Little Flower Society» LFS als treuhänderische Organisation zur Verwaltung unserer Überweisungen an die Schule miteinbezogen. Die LFS verwaltet die Buchhaltungen anderer grosser Schulen im Chitwan.
Leider hatte Antyodaya, einmal mehr, aufgrund des behördlich verordneten Lockdowns, Anfangs Mai zu schliessen. Wir hoffen sehr, dass der Lockdown mit Beginn des neuen Schuljahres im Juni aufgehoben wird und sich die vielen Kinder an die Aufarbeitung des verpassten Schulstoffes machen können.
Wo stehen wir in Nepal?
Das Elend in der anhaltenden Covid Pandemie in Nepal kann kaum in Worte gefasst werden. Ich habe meinen Aufenthalt genutzt und mit dem eingespielten lokalen Team 16 Health Camps in verschiedensten abgelegenen Chepang Siedlungen durchgeführt. Dabei untersuchten wir über 2500 Personen und versorgten sie medizinisch und mit Nahrungsmitteln.
Von grossem Nutzen war mir während der Einsätze eine kleine tragbare Ultraschallsonde, welche mit einem simplen Ipad betrieben werden kann. Sie erlaubte mir Tumore, problematische Schwangerschaftskonstellationen oder auch Kinder mit schweren Herzfehlern zu identifizieren, welche wir anschliessenden lebensrettenden Behandlungen zuführen können.
Unsere weitere Unterstützung ist dringend angesagt. Aufgrund der Pandemiesituation und meteorologisch bedingt, ist die Selbstversorgung der Chepang weitgehend zusammengebrochen: Saatgut und Dünger konnten und können im Lockdown nicht angeschafft werden und verminderte Regenfälle verhinderten zusätzlich auch 2021 rudimentäre Anpflanzungen im kurzen
klimatischen Zeitfenster. Die tägliche Konfrontation mit dem immensen Elend der Chepang war einmal mehr tief belastend: Massenhaft schwer mangelernährte Kinder, am Leib die einzigen zerfetzten dreckigen Kleidungsstücke, die sie ohne Unterbruch tragen, bis ein Geschwister sie zu übernehmen hat. Deren Körper übersät mit zahllosen Ausschlägen ansteckender
Hautkrankheiten und eine unendliche Trauer in ihren Augen. Die Kinder in unseren Camps lachen nie. Die Eltern (meistens kommen die Mütter) im gleichen Zustand. Häufig marschieren sie für die kostenlosen Behandlungen in den Camps viele Stunden.
Und immer bleiben wir privilegierte Akteure dieser unsäglichen Ungerechtigkeit auf dieser Welt. Wir versorgen Wunden, behandeln Krankheiten und verteilen Lebensmittel, doch am Abend kehren wir zurück an einen gedeckten Tisch mit ausgewogenem Menü. Hätten die Ärmsten in der Welt mehr, wenn wir auf mehr Privilegien verzichteten oder hätten wir alle weniger? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Wenn ich auf alle meine Privilegien verzichte, habe ich weniger, aber die Ärmsten dieser Welt nicht unbedingt mehr. Ein Konflikt, den es auszuhalten gilt, will man in der dritten Welt arbeiten. Ebenso die all gegenwärtige Korruption und deren Blüten, die auf dem Boden der grossen sozialen Gefälle wachsen.
Über Patenschaften und Spenden
Wir fühlen uns der unterprivilegierten Bevölkerung Nepals weiterhin verpflichtet. Wir dürfen die Kinder der Antyodaya School nicht im Stich lassen. Der Weg zur Schule ist der Weg aus der Armut. Deren Eltern wurden in eine ausserordentlich benachteiligte Ethnie geboren und leiden unter einer weltweit beispiellosen Armut. Wir bieten ihnen Überlebenshilfe und setzen darauf, dass die Bildung ihrer Kinder ihnen zu einer besseren Lebensgrundlage verhilft. Wir werden deshalb weitermachen und sind dabei auf Ihre Unterstützung angewiesen. Mit einem Beitrag von 50.- Franken sichern wir einer sechsköpfigen Familie im Chitwan den Lebensunterhalt während einem Monat. So viel, wie bei uns ein gutes Nachtessen in einem der neu geöffneten Restaurants kostet.
Fredi Bacchetto
Präsident MedInCharge
Im Juni 2021
Spenden und Patenschaften nehmen wir gerne entgegen unter:
IBAN CH48 0900 0000 8975 4784 8,
MedInCharge, Chroslenweg 9, 3177 Laupen
Wir freuen uns über jeden Beitrag!
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Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedInCharge arbeiten unentgeltlich, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute. Der administrative Aufwand wird von der Gründerfamilie getragen.
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Ein Jahresrückblick auf das vierte Vereinsjahr von MedInCharge (März 2021)
Liebe Freunde von MedInCharge
Ich habe mir lange überlegt, wie ich diesen Rundbrief einleiten soll, damit Sie ihn überhaupt lesen. Bezeichnungen, welche in Verbindung mit einer länderübergreifenden Seuche gebracht werden, führen vermutlich bei einigen unter Ihnen unmittelbar zu einem - aus der Perspektive des Autors - unerwünschten Reflex. Also versuche ich entsprechende Reizwörter, zumindest im ersten Abschnitt, zu vermeiden.
Das beginnt mit dem oben genannten Titel, der den Ort umschreiben soll, wo ich mittlerweile nicht nur zu Hause bin, sondern auch den grössten Teil meines Daseins in den letzten zwölf Monaten verbracht habe: Wie viele von Ihnen, habe ich hier gegessen, geschlafen, meine freie und auch nicht freie Zeit verbracht. Meine sozialen Aktivitäten beschränken sich in dieser Situation auf Interaktionen mit Computern und insgesamt vier Bildschirmen. Zur Kommunikation habe ich die Wahl, zwischen Flächen von 13 bis 27 Zoll Diagonale. Ein variierendes Fenster zur Aussenwelt, das aber in seiner Grundform immer rechteckig bleibt, in Bits übersetzt wird und auf die Dauer keinen Ersatz für eine echte Begegnung mit einem nicht digitalisierten Mitmenschen zu bieten vermag. Von weiteren Sorgen bleibe ich weitgehend verschont. Ob ich damit benachteiligt oder privilegiert bin, ist eine Frage des Standpunktes.
Die Frage des Standpunktes
Für die von uns unterstützen Kinder in Nepal bedeutet die «Pandemie» (sorry, es geht nicht mehr anders), dass sie seit 12 Monaten nicht mehr zur Schule können. Home Unterricht oder digitale Kommunikation mit Menschen ausserhalb der Dorfgemeinschaften sind nicht möglich, denn dafür fehlen die Geräte und die Infrastruktur. Zur Auswahl an Mahlzeiten steht etwas Reis oder gar nichts. Das hängt davon ab, ob ihre Eltern in der Lage waren, Nahrung aufzutreiben. In der Lockdown Phase sind nahezu alle Einnahmequellen aus dem Kleinsthandel der Eltern verschwunden. Besonders gravierend
ist die Situation für betagte Menschen, wenn die Versorgung durch die eigene Familie wegfällt. In Nepal haben die Frauen zum Ehemann zu ziehen und dort die Eltern des Mannes zu versorgen. Ein Grund, weshalb in Nepal, gerade in der Pandemiezeit, viele Frauen noch jünger verheiratet werden. Die Eltern der Frau erhalten eine kleine Mitgift, aber wenn keine männlichen Nachkommen vorhanden sind, die verheiratet werden können, sorgt anschliessend niemand für die zurückgebliebenen Eltern.
Was wir 2020 für Nepal getan haben
Pandemiebedingt waren 2020 personelle Einsätze von MedInCharge nicht möglich. Wir investierten alle Budgetposten zum Betrieb der Schulen zur Durchführung von zusätzlichen Health Camps und Nahrungslieferungen. So konnten alle Familien der Kinder der Antyodaya Chepang School und viele andere notleidende Siedlungen monatlich versorgt werden. Insgesamt flossen 71'300 Franken in die direkte Unterstützung von bedürftigen Familien. Es wurden weit über 90 Tonnen Nahrung verteilt, in erster Linie Reis, aber auch Linsen, Öl, Salz und Eier. Monatlich versorgten wir so etwa 500 Familien. Bei einer durchschnittlichen Grösse von 6 Personen pro Familie, entspricht dies 3'000 Menschen pro Monat oder 36'000 Erwachsenen und Kindern über das ganze vergangene Jahr.
Was Sie 2020 für MedInCharge getan haben
Sie haben uns vergangenes Jahr mit über 104'000 Fr. an freien Spenden und weiteren knapp 30'000 Fr. an gebundenen Patenschaftsbeiträgen unterstützt. Dabei entfielen 85'000 Fr. auf 27 einzelne Grossspender mit Beträgen zwischen 1’000 und 20'000 Fr. Ihnen allen gebührt unsere grosse Wertschätzung und aufrichtiger Dank. Unsere Arbeit wird nur durch Ihr Vertrauen in uns und durch Ihre grosse Unterstützung ermöglicht. Wir wandeln dieses Vertrauen und Ihre Zuwendungen in konkrete Hilfe um. Die Jahresrechnung unseres Vereins sowie der Revisionsbericht für das Jahr 2020 können auf der Medienseite unserer Homepage eingesehen werden.
Was bei uns ansteht
Ich versende diese Zeilen unmittelbar vor meinem nächsten Abflug nach Nepal. Nach einer langen Phase des Wartens und der Ungewissheit war es mir möglich, wieder ein Visum für Nepal und ein Flugticket nach Kathmandu zu erhalten. Der Ausgang der Mission ist alles andere als gewiss. Die Pandemie zwingt uns ständig neue Spielregeln auf und die undurchsichtigen Mechanismen einer Administration im Drittweltmodus, entziehen einer geordneten Planung jegliche Basis. Antyodaya hat nach der Schliessung im Lockdown 2020 noch nicht zu einem regulären Betrieb wiedergefunden. Das Hauptziel meines Einsatzes besteht darin, die vollständige Wiedereröffnung
der Antyodaya School zu erreichen. Daneben freue ich mich darauf, mit den eingespielten Teams vor Ort wieder Health Camps in den entlegenen Chepang Siedlungen durchzuführen und unsere Nahrungslieferungen persönlich zu begleiten. Die Entwicklung in Nepal zeigt uns auf, dass eine regelmässige Präsenz von Projektvertretern vor Ort zwingend ist, wenn wir mit unserem Namen für die zweckgebundene Verwendung Ihrer Spenden bürgen sollen. Davon werde ich Ihnen im nächsten Rundbrief Ende Juni aus erster Hand berichten können. Die Familie Bacchetto wünscht Ihnen als Vereinsvorstand von Herzen eine befreiende Frühlingszeit, in der wir alle Masken und Hindernisse ablegen und uns wieder entspannt begegnen dürfen.
Fredi Bacchetto
Präsident MedInCharge
Im März 2021
Spenden und Patenschaften nehmen wir gerne entgegen unter:
IBAN CH48 0900 0000 8975 4784 8,
MedInCharge, Chroslenweg 9, 3177 Laupen
Wir freuen uns über jeden Beitrag!
Link zu weiteren Bildern der Fotogalerie auf unserer Homepage:· https://www.medincharge.ch/de/photo-gallery.
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedInCharge arbeiten unentgeltlich, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute. Der administrative Aufwand wird von der Gründerfamilie getragen.
Auf der ständigen Suche nach dem Weg, Dinge zu ändern, die wir ändern können (Dezember 2020)
Liebe Freunde von MedInCharge
Vergangenen November musste eine unserer Vertrauenspersonen in Nepal die Organisation der Nahrungslieferungen in die notleidenden Dörfer wegen eines Suizids einer jungen Frau im Familienkreis temporär aussetzen. Das Ereignis weist auf die dramatischen Umstände hin, welche derzeit im Süden Nepals herrschen. Menschen bringen sich um, weil sie keine Nahrung mehr für sich und ihre Familien besorgen können! Der Hungertod ist für viele Nepali in der Corona Pandemie eine Realität. Die Regierung erlässt in regelmässigen Abständen widersprüchliche Erlasse zu Lockdown und Einschränkungen
im öffentlichen Leben, ohne die Bevölkerung konkret zu unterstützen. Die Schulen bleiben geschlossen und die Chepang Kinder von Bildung und Grundversorgung in unseren Einrichtungen abgeschnitten.
Weitere Informationen können Sie auch dem Weihnachtsgruss von Boby Anthony entnehmen, der Sie in den kommenden Tagen per Post aus Nepal erreichen wird.
Dinge ändern, die wir ändern können
In den vergangenen drei Monaten hat MedInCharge über 30'000 Franken für Soforthilfe nach Nepal überwiesen. Boby Anthony, Niranjan Praya und Sister Miriam Thapa organisieren mit ihren Teams regelmässige Konvois in die ärmsten Regionen des Chitwan- und Makwanpur Distrikts im Süden Nepals. Mit diesen Finanzen konnten wir geschätzte 1500 Familien mit vier bis sechs Kindern, vor dem Schlimmsten bewahren. Das sind beileibe nicht alle, aber viele. Mehr war mit unseren Mitteln nicht möglich und weniger nicht zu verantworten. So schauen wir dem Ende dieses Pandemiejahres mit der Gewissheit entgegen, Dinge geändert zu haben, die wir ändern konnten.Mit seinem Team konnte Boby Anthony nahezu alle Familien der Kinder in Antyodaya mehrmals besuchen und versorgen. Die nachfolgende Slideshow wurde durch Boby anlässlich eines Besuchs in Korak im Oktober als Dankesgruss für Sie zusammengestellt. Anmerkung für Nichtkenner der nepalesischen Kultur: Das Filmschaffen Nepals ist stark von Bollywood unterwandert 😊.
Expto Fifty-Fifty
Anfangs November überraschte uns eine Freundin unseres Vereins mit der Nachricht, dass trotz Corona Einschränkungen in Valangin bei Neuenburg eine Ausstellung des Vereins der Amateurmalenden DP’Art zugunsten von MedInCharge durchgeführt werden kann. Die Künstler haben auf der Vorlage von Fotos auf unserer Homepage eine ganze Reihe von Bildern gemalt, welche an der Ausstellung selbst oder über den nachfolgenden Link angeschaut (und auch gekauft) werden können. Die Ausstellung bleibt noch bis Weihnachten geöffnet und die Hälfte des Erlöses spendet DP’Art unserem Verein. Wir danken herzlich für die Initiative und das Engagement zugunsten notleidenden Nepali.
Wenn Menschen über den Tod hinaus an MedInCharge denken
Keine unserer Schilderungen in unseren Rundbriefen vermag einen Besuch vor Ort zu ersetzen. Zweimal haben wir schon erlebt, dass eine Begleitung unserer Einsätze die Teilnehmenden so tief berührte, dass sie unseren Verein nach ihrem Tod begünstigten.
Urs Vogt war Chefarzt Radiologie am Regionalspital Burgdorf, als er sich Ende 2017 für einen längeren Einsatz unseren Aktivitäten im Chitwan Nepals anschloss. Er widmete sich mit viel Herzblut der Weiterbildung in Ultraschalldiagnostik der jungen Assistenzärzte am Ratnanagar Hospital und konnte diesen wertvolles Wissen auf einer Ebene vermitteln, welche ein nepalesischer Assistenzarzt in seiner Ausbildung im Normalfall nicht erlangt. Urs wusste damals von seiner tödlichen Krebserkrankung, welche ihn seit geraumer Zeit begleitete. Auf dem Dach des Ratnanagar Hospitals habe ich mit Urs viele Momente in tiefsinni-
gen Gesprächen verbracht. Mich hat tief berührt, mit welcher Sachlichkeit und Nüchternheit er mit mir über seinen unausweichlich nahenden Tod sprach. Äusserlich wirkte Urs völlig gesund und ich habe mich, wohl mehr als er selbst, an die Hoffnung geklammert, die moderne Krebsforschung werde einen Ausweg aus dieser bedrückenden Situation finden. Am 16. Juni 2019 ist Urs Vogt im Alter von 59 Jahren verstorben und hinterlässt eine Familie mit vier Kindern. «Meine Seele dem Himmel, mein Körper der Erde, mein Herz meinen Liebsten», stand in der Todesanzeige. Zu Letzteren gehörten auch die Menschen in Nepal und als Zeichen davon liess er die Trauerspenden unserem Verein MedInCharge zukommen. Dem Wunsch der Familie entsprechend, investieren wir den grossen Betrag in Bildung von medizinischem Personal, Lehrkräften und Kindern.
Fritz Marschall betätigte sich Zeit seines Lebens als Agronom in der Region um Laupen. Mit Sechzig liess er sich vorzeitig pensionieren und engagierte sich fortan verstärkt auch in Kirche und caritativen Organisationen. Im April 2019 folgte Fritz Marschall mit seiner Frau Annemarie und drei Freunden einer Einladung unseres Vereins; sie begleiteten uns während eines Health-Camps in Goathai Dara. Die abgelegenen Siedlungen in den Bergen des Makwanpur Distrikts sind
von einer traurigen Armut geprägt, welche mir, auch nach über drei Jahren Tätigkeit in Nepal, tief unter die Haut geht.Am 17. September 2020 ist Fritz Marschall nach einem Unfall jäh aus seinem Leben gerissen worden. Er hinterlässt eine Familie mit drei Kindern. Auch hier liess die Familie die Trauerspenden unserem Verein zukommen. Wir werden den Betrag zur Unterstützung von Goathai Dara einsetzen. Mit der grossen Summe kann die Dorfgemeinschaft etwa ein Jahr mit Grundnahrungsmitteln versorgt werden. Seine Todesanzeige verweist auf den Kosmos, der uns auch über den Tod hinaus beherbergt: «Wenn du bei Nacht in den Himmel schaust, wird es dir sein, als leuchten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache». Zu diesem Stern hinauf schauen allabendlich auch über 300 Familien in Goathai Dara und MedInCharge in tiefer Verbundenheit.
Urs und Fritz sind gestorben, doch die Angehörigen haben mit dem Tod umzugehen, wie ein Pfarrer an der Abdankung vermerkte. Wir haben Spenden von zwei Verstorbenen zu verwalten, welche die Seele unserer Mission berühren und uns mehr denn je in die Pflicht nehmen. Unser tiefstes Mitgefühl und Dank begleiten die Angehörigen von Urs Vogt und Fritz Marschall und wir bürgen für die zweckgebundene Verwendung der Gelder.
Unser Werk ist Ihr Werk
Die Familie Bacchetto wünscht Ihnen als Vereinsvorstand von Herzen besinnliche und erholsame Feiertage. Geniessen Sie die Festtage im Bewusstsein, dass wir vergleichsweise privilegiert bleiben. Erinnern Sie sich an dieses Privileg, wenn das letzte Chinoise vertilgt und das letzte Vegi-Menü verdaut ist. Halten Sie auch dieses Jahr Rückschau und überprüfen Sie, ob noch ein Betrag übrigbleibt, den Sie mit ihren Mitmenschen teilen können. Unsere Arbeit ist nur dank Ihrer anhaltenden wertvollen Unterstützung möglich. Wir wandeln Ihre Spenden in real gerettete Leben um. Darauf dürfen Sie vertrauen und mit uns stolz sein. Wir danken Ihnen von Herzen.
Ausser Sie tun es mit uns:
Link zu weiteren Bildern der Fotogalerie auf unserer Homepage:· https://www.medincharge.ch/de/photo-gallery.
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedInCharge arbeiten unentgeltlich, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute. Der administrative Aufwand wird von der Gründerfamilie getragen.
Von der anhaltenden Ohnmacht, dem Elend auf Distanz zuschauen zu müssen (September 2020)
Liebe Freunde von MedInCharge
Das neue Schuljahr hätte Mitte April 2020 starten sollen, doch am 18. März wurden alle Schulen aufgrund der Pandemiesituation geschlossen und daraufhin das ganze Land ab dem 24.März einem rigorosen Lockdown unterstellt. In der Kathmandu Post vom 11. September 2020 ist nachzulesen, dass die Regierung nun den lokalen Behörden erlaubt, die Wiederaufnahme des Schulunterrichts zu organisieren. Nachdem ein halbes Jahr nichts geschehen ist, beauftragt die Regierung, die Gemeinden virtuelle Plattformen für den Heimunterricht einzurichten. Nur verfügen die allermeisten Kinder an ihren Wohnorten weder über Internetverbindung, geschweige denn über elektronische Geräte. Die Kinder dürften in diesem Fall in kleinen Gruppen unterrichtet werden, so die Regierung. Die Schulen unserer Chepang liegen aber häufig mehrere Tagesmärsche von den Heimatdörfern der Kinder entfernt. Eine Unterbringung in den Hostels von Antyodaya wurde nicht bewilligt. Es zeichnet sich ab, dass diesen Kindern eine weitere längere Ausbildungslücke bevorsteht.
Noch schlimmer als die fehlende Schulbildung entwickelt sich die gesamte Ernährungsversorgung der Familien unserer Kinder.
Am 17. August ist ein Artikel über die Arbeit von MedInCharge im «Bund» (s. Medien) erscheinen, der eine Situation schildert, die sich leider seither weiter verschlechtert hat. Wir gingen damals davon aus, ein Flug nach Nepal und direkte Hilfe vor Ort werde im September möglich. Doch dann sind die Covid Zahlen sowohl in Indien als auch in Nepal wieder dramatisch angestiegen. Die Lockdown Massnahmen wurden erneut drastisch verschärft: Lebensmittelgeschäfte öffnen täglich nur wenige Stunden und Verkehrsbewegungen sind nur sehr beschränkt und während kurzen Zeitabschnitten möglich. Diese Hindernisse verschlimmern das Elend, die Krankheiten und die Unterernährung in den ärmsten Dörfern dieser mittellosen Chepang dramatisch.
Wir sind Zuschauer der Entwicklung des Dramas, können aber einen wichtigen Beitrag leisten
Ihre Spende zählt! Helfen Sie uns, unsere Aufgabe zu erfüllen. Sichern Sie einer Familie in Nepal mit 25 Franken einen Monat lang eine Mahlzeit pro Tag. Unser Engagement ist mehr denn je gefragt.
In dieser Notlage setzen wir Ihre Spenden- und Patenschaftsbeiträge für Nahrungslieferungen in die unterversorgten Chepang Dörfer ein, um das Überleben der Familien zu sichern. So gelangen monatlich mehrere Tonnen Reis, Salz, Linsen und andere Proteinquellen in diese Regionen. Der Vorstand MedInCharge ist überzeugt, auf diese Weise in Ihrem Sinne zu handeln. Wir sind froh um jede Unterstützung, welche wir in dieser schwierigen Situation von unseren zahlreichen Vereinsfreunden erhalten und setzen die Spenden dafür ein, die gesundheitlichen Folgeschäden der notleidenden Bevölkerung in dieser Krisensituation zu begrenzen. Mit 25 Franken können wir eine sechsköpfige Familie mit 20 kg Reis, 2 kg Linsen, Eiern, Öl und Salz für einen Monat versorgen.
MedInCharge sucht Verstärkung
MedInCharge hat seit der Vereinsgründung 2017 mit seinen lokalen Partnern Beachtliches erreicht. Es gilt die Durchführung der Health Camps für die notleidende Bevölkerung und den Betrieb und Ausbau der Schulen zu sichern. Dies wird nur möglich sein, wenn die Kontinuität unseres kleinen Hilfswerks gesichert werden kann. Bisher wurde die gesamte administrative Arbeit in der Schweiz allein von der Gründerfamilie bewältigt. Wir möchten die Vereinsstruktur gerne auf eine breitere Basis abstützen. Sind Sie motiviert, etwas Herzblut in den Kreislauf unseres Vereins einfliessen zu lassen? Melden Sie sich! Ein engagiertes Team freut sich auf Sie.
Durch unsere Einsätze vor Ort garantieren wir für die zweckgebundene Verwendung Ihres Beitrags. Alle unsere Volontäre in Nepal arbeiten unentgeltlich und Ihre Spende fliesst, ohne Abzüge, zu 100 % in die Unterstützung hilfebedürftiger Mitmenschen in Nepal.
Auch wenn wir nicht anwesend sind, sollen wir uns verpflichtet fühlen (Juni 2020)
Liebe Freunde von MedInCharge
Lockdown! Diesen Begriff muss ich kaum erläutern. Oder doch? Wie fühlt sich ein Lockdown für eine Familie mit zwölf Mitgliedern an: Die Eltern, vier Geschwister, zwei Ehepartner und vier Kinder. Zurückgeworfen auf einen Raum von 5x6 Meter, in dem gekocht und geschlafen wird. In der Ecke die einzige Nahrungsquelle der Familie: Ein halber Sack mit verbleibenden 15 kg Reis sowie 2 kg Linsen. Die Familie lebt von den umgerechnet 90 Franken Einkommen des Sohnes, als Angestellter einer Reparaturwerkstatt. Die Werkstatt bleibt aber im Lockdown geschlossen und das Einkommen aus. Somit kann kein Reis gekauft werden und alle hungern. Abgesehen davon wird kein Reis für den Kauf angeboten. Im Lockdown sind die Reislieferungen aus den Städten zum Erliegen gekommen.
Wenn Nepal den Alltag wieder auffährt, beginnen wir an vielen Orten wieder auf Feld Null.
Die Schweiz macht sich an den Wiederaufbau des neuen Alltags und der Wirtschaft nach dem Lockdown. Rückschläge gehören in einem Entwicklungsland auch ohne Pandemien zum Alltäglichen. Häufiger in der Frequenz und viel einschneidender als bei uns. Das ist immanenter Bestandteil von Entwicklungszusammenarbeit und gehört zum Engagement.
Das Gefühl der Ausbreitung dieses Dramas auf Distanz zuschauen zu müssen, hinterlässt in uns ein grosses Gefühl der Ohnmacht.
Ausser wir tun es: Reislieferungen, wo die Versorgung versiegt.
Weit über eine Tonne Reis,
120 Liter Öl, 200 kg Linsen und Salz verteilte MedInCharge über die lokalen Partner an besonders vom Lockdown betroffene Familien im Chitwan Nepals. Die
Dankbarkeit MedInCharge gegenüber war gross.
Weitere Hilferufe erreichten uns aus den chronisch unterversorgten Siedlungen Cisapani, Torquai, Goathai Dara und Pangthali mit weit über Tausend ansässigen Familien. Mit Hilfe der Sisters der Divya Jyoti Community in Hetauda vermitteln wir auch hier die dringend benötigten Reislieferungen, um die Einwohner vor weiterer schwerer Unterernährung zu bewahren. Helfen Sie uns, unsere Aufgabe zu erfüllen. Sichern Sie einer Familie in Nepal eine Mahlzeit pro Tag.
Ausser wir tun es: Lohnfortzahlungen im Lockdown.
Während der Lockdown Phase bezahlte MedInCharge die Löhne des Personals der
Antyodaya School ohne Unterbruch. Keine Selbstverständlichkeit in Nepal. Für uns geht es darum, die soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern aufrechtzuerhalten, was auch ihre Loyalität uns gegenüber garantiert. Sie werden nicht vergessen, dass sie in dieser kritischen Zeit für ihre Familien sorgen konnten.
Top Bhadur Chepang (o.r.), Verantwortlicher Unterhalt Antyodaya School. Von seinem Gehalt hängt die ganze Familie mit vielen Geschwistern und Kindern ab.
Einsätze vor Ort durch Vorstandsmitglieder und Freiwillige
Zur Durchführung von Healh Camps und zur Steuerung unserer Projekte an der Front der Armut, werden Vorstandsmitglieder und andere Freiwillige von MedInCharge wieder nach Nepal fliegen, sobald die Behörden uns dies erlauben. Ob dies noch im laufenden Jahr wieder möglich sein wird, ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Rundbriefs leider noch offen.
Laupen, im Juni 2020
Fredi Bacchetto,
Präsident MedInCharge
Ihre Unterstützung ist mehr denn je gefragt
Ausser Sie tun es:
Durch unsere Einsätze vor Ort garantieren wir für die zweckgebundene Verwendung Ihres Beitrags. Alle unsere Volontäre in Nepal arbeiten unentgeltlich und Ihre Spende fliesst ohne Abzüge zu 100 % in die Unterstützung hilfebedürftiger Mitmenschen in Nepal.
Miracles always happens, ein Jahresrückblick auf das dritte
Vereinsjahr von MedInCharge (März 2020)
“Miracles always happens in our projects”, pflegt Bobby Anthony immer wieder auszurufen. Der Leiter der Antyodaya Chepang School ist ein
unerschütterlicher Optimist. Zumindest für die Arbeit unseres kleinen Vereins MedInCharge und seine Schule, welche wir seit der Gründung begleiten und unterstützen, scheint dies zuzutreffen. Angesichts der konsequenten Anwendung dieser
Philosophie habe ich mitunter allerdings mit Bobby auch Hindernisse zu bewältigen. So kann ich mit ihm schlecht über Schwierigkeiten in unserer Projektarbeit sprechen. Er verweist postwendend auf die «Miracles» (die noch eintreten werden) und damit ist nach seiner Denkweise alles umfassend und abschliessend ausdiskutiert. Zu den Miracles, die im vergangenen Vereinsjahr bei MIC eingetreten sind:
Miracle one: Das konnte MedInCharge dank eurer Unterstützung im vergangenen Jahr in notleidenden Chepang Siedlungen umsetzen
Die Anschaffung des neuen Offroaders, dank einer Einzelspende im Frühjahr 2019, zählt zu den wichtigsten Glücksfällen, welche MIC verbuchen konnte. Damit stossen wir nun in Regionen und Siedlungen vor, welche von der Welt vergessen zu sein scheinen. Immer wieder diese schwer unterernährten Kinder, fern von jeglicher Perspektive oder Zukunft. Die unbeschreibliche Armut und das Elend, das sich uns jeweils eröffnet, zehren stark an unseren mentalen Reserven.
Einwohner von Torquai verteilen den Reis, nachdem sie die 40 kg schweren Säcke 8 Stunden den Berg hinauf in ihr Dorf getragen haben
Doch gerade daran ändern wir etwas. In ständiger Begleitung der erfahrenen Ordensschwestern der Divya Jyoty Community und einem eingespielten Team, führten wir 2019 in über zwanzig Siedlungen Health-Camps durch und erreichten über diesen Weg mehrere tausend Familien. Die Siedlungen Torqay und Pangthali werden monatlich mit Reis und Dhal (Linsen, s. Bild) versorgt und der Erfolg stellt sich ein. Den Kindern von Torqay nach sechsmonatiger Reislieferung in einem regenerierten Ernährungszustand zu begegnen, gehörte für mich zu den tief bewegenden Momenten meiner Tätigkeit in Nepal im vergangenen Jahr.
Meinen Unfall mit Schulterfraktur im Februar 2019, die mich mehrere Wochen an der Arbeit in Nepal hinderte, buchen wir unter der Negativbilanz der Miracles ab.
Das gleiche Mädchen: 9 Monate alt und 4 kg schwer im April 2019 und die ganze Familie normalgewichtig im November 2019, nach sechs monatlichen Reislieferungen (das Mädchen im Tragtuch der Mutter)
Das Miracle two trägt den Namen Antyodaya Chepang School
Sorgen bereiten uns mitunter die konservativ familiären Strukturen im kulturell stark indisch geprägten Nepal. Es kommt leider immer wieder vor, dass die Jugendlichen nach Beendigung von zwölf Schuljahren verheiratet werden oder die Eltern weiterführende Schulen verhindern, weil sie Ihre Kinder im Unterhalt der Familie einsetzen wollen. Hier wird uns schmerzlich vor Augen geführt, wie gross der Bedarf an Entwicklungs-zusammenarbeit in Nepal noch ist. Frei nach Franz von Assisi setzen wir täglich Kraft dafür ein, Dinge zu ändern, die wir ändern können und üben uns in Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die wir (noch) nicht ändern können. Und es funktioniert. In den vergangenen Jahren haben wir viel verändert: Dort wo vor drei Jahren
nur ein paar wenige baufällige Gebäude zu finden waren, tummeln sich heute 200 Chepang Kinder. Sie werden durch ein eingespieltes Team von Köchinnen, Lehrpersonen, Betreuernund einer Pflegefachfrau ganzheitlich betreut. Die ersten Jugendlichen sind bereits daran dank Patenschaften unserer Vereinsmitglieder ihre weiterführenden Studien als Pflegefachpersonen oder in anderen Fachrichtungen abzuschliessen (s. Bild oben: Birsana Praja, Schwesternschülerin).
Einblicke in das Schulareal von Antyodaya: Frühjahr 2017 im Aufbau und im März 2020 mit dem neu eröffneten Spielplatz
Mit den Patenschaften in Antyodaya sind wir noch nicht am Ziel
Knapp 60 individuelle Patenschaften decken mittlerweile 30 % des Betriebsaufwands der Schule. Um die Schule von der Defizitgarantie unseres Vereins abzunabeln, fehlen noch über hundert Patenschaften. Auch hier vertrauen wir auf die anstehenden Miracles. Ihr seid gerne eingeladen, uns bei der Vollbringung des nächsten Wunders beizustehen. Nach Ausfüllen des Patenschaftsformulars auf
unserer Homepage teilt euch MIC ein individuelles Patenkind zu, das persönlich kontaktiert werden kann. Um kein einzelnes Kind finanziell zu bevorteilen fliessen die Patenschaftsbeiträge in den gemeinsamen Unterhaltsfonds der Schule. Ein Ausstieg ist jederzeit möglich, weil MIC den offenen Restbetrag der Schule deckt. Die monatlichen Unterhalts- bzw. Patenschaftskosten belaufen sich auf 50.- Fr. pro Kind.
Die Jahresrechnung 2019 von MedInCharge ist aufgeschaltet und kann auf unserer Medienseite eingesehen werden
Laupen, 30. März 2020
Fredi Bacchetto,
Präsident MedInCharge
Ausser man tut es:
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedinCharge, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal, arbeiten unentgeltlich. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute.
Wir wünschen allen Freunden von MedInCharge besinnliche Feststage
Ein weiterer Aufenthalt mit bewegenden Health Camps an Orten des Elends und bedrückender Armut Nepals geht zu Ende. Danke allen, die uns treu begleiten und unterstützen. Danke an Bobby für seine grenzenlose Gastfreundschaft in der Antyodaya Chepang School.
MedInCharge wünscht Ihnen schöne besinnliche Feiertage
Laupen, 30. Dezember 2019
Fredi Bacchetto,
Projektleiter MedInCharge
Ausser man tut es:
Einfach umblättern oder wegzappen geht nicht !
Das Mädchen auf dem Bild ist neun Monate alt. Es wiegt weniger als vier Kilogramm. Das Kind ist völlig apathisch, der ganze Körper ist von Hautfalten überzogen, weil sich darunter kein Fett und kaum mehr Muskeln befinden. Der Bauch ist vorgewölbt und als Folge des krassen Proteinmangels mit Wasser weit aufgetrieben. Das Mädchen leidet unter einem schweren Marasmus und ist in akuter Lebensgefahr.
Dramatische Zustände in Torqay
Das Mädchen wird in Nepal nicht mehr zu retten sein. Das Kind untersuchten wir während einem Health Camp vor ein paar Wochen in Torkay. Den Ort konnten wir nur dank unserem neuen Offroader, nach verschleissender und gefährlicher Fahrt im hohen Gebirge des Makwanpur Distriktes, erreichen (s. Video Fotogallerie). Das verheerende Erdbeben in Nepal hatte 2015 die Zufahrtsstrassen zu Torqay zerstört. Die Regierung hat es, auch vier Jahre nach dem verheerenden Erdbeben, noch nicht geschafft, die Wege zu sanieren. Die Bewohner können nicht mehr ins Tal, um ihre wenigen erwirtschafteten Produkte abzusetzen und sind in der Folge hoffnungslos verarmt.
Je länger ich in Nepal bin, desto mehr eröffnen sich mir in diesem Land Abgründe des Elends und des Grauens. Für die Beschreibung der Armut in Torqay gibt es keine Worte. Noch nie habe ich so viele ausgezehrte Menschen an einem Ort gesehen. Noch nie habe ich so viele schwerstens unterernährte Kinder gesehen. In Torqay leben über 300 Familien.
Natürlich, ich kenne die Bilder aus den Medienberichten der Hungersnöte in Sudan, Somalia, Äthiopien und wie sie alle heissen. Aber hier ist es anders. Die Kinder, die ich in meinen Armen halte, sind real. Einfach umblättern oder wegzappen geht nicht. Alleine in der Schweiz werfen wir jede Stunde über 250'000 Kilogramm vollwertige Lebensmittel weg. Man stelle sich das einmal vor: Sechs Sattelschlepper voll, Stunde um Stunde an allen Tagen der Woche. Wie kann das alles nur sein?
Als uns am Abend die Dorfvorsteher mit dankbaren Worten verabschieden, brechen viele von uns in Tränen aus. Das Elend an diesem von der Welt vergessenen Ort ist schwer zu ertragen. Unsere Herzen bluten.
In der Zwischenzeit hat MedInCharge für Torqay eine grosse Ladung Reis als Soforthilfe bereitgestellt. Wegen der zerstörten Zufahrtswege müssen die Bewohner die schweren Säcke über mehrere Stunden auf dem Rücken tragen.
Sie sind uns sehr dankbar für die Nahrung. Ich bin es auch. Eure Spenden machen dies möglich.
Auch Sudip durfte mit uns den Heimweg antreten. Der Neunjährige hatte nach einem Insektenbiss eine grosse chronische und offene Wunde entwickelt, welche sich über mehr als zehn Zentimeter quer über den Hals zog. Mit grossen Augen verfolgte er vom Frontsitz des Offroaders aus das Geschehen. Er war noch nie in einem Auto gefahren! In unserer Basisstation wurde Sudip zwei Wochen durch unsere Pflegefachfrau aus der Schweiz, Aline Maurer, fürsorglich betreut und wieder auf die Beine gebracht. Anschliessend ging der mehrwöchige Einsatz von Aline zu Ende und Sudip siedelte in die Antyodaya Chepang School über.
13 Health Camps und 1’900 versorgte Menschen alleine im April 2019
Nachdem ich im April d.J. wieder nach Nepal zurückkehren konnte, haben wir in kurzer Abfolge 13 Health Camps in Chepang Siedlungen und an den Schulen von Navodaya und Antyodaya durchgeführt. Begleitet wurde ich dabei immer von den Sisters der Kongregation «St. Joseph of Cluny» und anderen Helferinnen und Helfern der Gemeinschaft.
Bis zu meiner Rückkehr in die Schweiz haben wir 1'900 Personen untersucht und medizinisch versorgt, die Hälfte davon Kinder. Aus den vielen verarmten Chepang Siedlungen konnten wir 50 zusätzliche Kinder nach Antyodaya überführen.
Die Aufstockung der Schule wurde dank der grosszügigen Unterstützung durch den Lotteriefonds des Kantons Bern möglich. Wir sind sehr dankbar.
Das dreizehnjährige schwer behinderte Mädchen wohnt im abgebildeten Bretterverschlag - zusammen mit sechs anderen Geschwistern und der Mutter. Zwei Mädchen aus dieser Familie haben wir in die Antyodaya School gebracht
Wir haben unsere Arbeit in den Health Camps in einem Video zusammengeschnitten. Die Aufnahmen sind im April dieses Jahres entstanden.
Das Video kann entweder auf YouTube
https://youtu.be/9Pyv4j0IHi8
oder in der Fotogalerie unserer Homepage abgerufen werden
Wir arbeiten im Kleinen – aber nachhaltig
Mit dem Eintritt der Kinder in die Schule kommt der ideale Verlauf der Projektidee von MedInCharge zum Abschluss: Mit unseren Camps versorgen wir die Elterngenerationen mit medizinischer Hilfe und Nahrung. Mit dem Übertritt der Kinder in die Antyodaya School sichern wir den Kindern, Kleider, Unterkunft, Nahrung und Schulbildung. Die Kinder sollen bis zum Abschluss der Schulausbildung mit einem
Berufsdiplom, und damit mit einer Existenzgrundlage, unterstützt werden. Keine Utopie: Die ältesten Schüler, mit Eintritt mit Eröffnung der Schule 2017, sind daran ihre Diplome in Pflege und Informatik abzuschliessen.
Die Schule arbeitet kontinuierlich an der Vergrösserung seiner Eigenständigkeit. Dank Spenden durch Freunde von MedInCharge, konnte die Schule kürzlich den Viehbestand auf sieben Kühe aufstocken. Damit wird in Antyodaya nun genug Milch gemolken, um allen Kindern täglich ein Glas abzugeben. Eine ganz wichtige Protein- und Kalziumquelle während der Wachstumszeit der Kinder.
Die Nachfrage nach unserer Hilfe übersteigt unsere Möglichkeiten bei weitem. MedInCharge ist ein kleiner Verein. Das ganze Fundraising, die Logistik, die Administration und die ganzen Einsätze selbst, werden von einer sehr kleinen Zahl an Freiwilligen umgesetzt. Unsere Grenze bilden nicht der Himmel, sondern die Finanzen: Mit euren sehr wertvollen Spenden können wir mittlerweile die beschriebenen Medical Camps
gut finanzieren.Den Fortbestand der Antyodaya School können wir ab 2020 nur sichern, wenn wir hundert weitere Patenschaften rekrutieren.
Ohne zusätzliche Patenschaften ist die Zukunft von Antyodaya nicht gesichert
In Gesprächen mit Freunden stelle ich fest, dass die Übernahme einer Patenschaft nicht besonders beliebt ist. Sich für regelmässige Zahlungen zu engagieren, schreckt offenbar viele unter euch ab. Ich kann das gut verstehen, mir geht es häufig auch so. Wir versuchen diesem Umstand mit einer Art Vereinsgarantie entgegen zu wirken: Ein Ausstieg aus der Patenschaft bei MIC ist jederzeit und mit einfachem Mail an MIC bzw. mich möglich. Zu keinem Zeitpunkt bricht die Unterstützung eines Kindes nach Sistierung der Patenschaft ab. Der Verein bürgt jederzeit für die Ausbildung jedes Kindes in Antyodaya.
Und die Patenschaft hat eine sehr schöne Kehrseite für die Patin oder den Paten: Das zugeteilte Patenkind hat einen Namen und existiert nicht nur virtuell. Manchmal entwickelt sich zwischen den Kindern der Patenfamilie auch ein bereichernder Austausch zum Kind in Antyodaya. Internet und Google-Translator machen das möglich. Für MedInCharge bedeutet aber eine Patenschaft eine unschätzbare Sicherheit: Wir wissen ja nie, wie viele Spenden wir zu welcher Zeit erhalten. Eine Patenschaft ist für uns eine grosse Planungssicherheit. Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber den Kindern in Antyodaya sehr ernst und eine gesicherte Finanzierung, lässt uns viel ruhiger schlafen.
Laupen, 30. Juni 2019
Fredi Bacchetto,
Projektleiter MedInCharge
Ausser man tut es:
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedinCharge, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal, arbeiten unentgeltlich. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute.
Rückblick auf das zweite Betriebsjahr des Vereins MedInCharge MIC (März 2019)
Aus einem Dialog auf der Röntgenabteilung in einer Berner Klinik am 6. Februar 2019:
Röntgenassistentin zum älteren Herrn mit der Armschlinge: «Ski gefahren?»
Älterer Herr mit der Armschlinge: «Nein, Motorrad.»
Röntgenassistentin: «Ooohh», ….
nach einer, eher nachdenklichen, Pause etwas verunsichert: «Im Winter?»
Älterer Herr mit der Armschlinge: «Nein, in Nepal.»
Röntgenassistentin: «Ooohh», …
In der Nacht des 2. Februars 2019. Auf dem kurzen Heimweg von der Navodaya School taucht plötzlich mitten auf meiner Fahrspur ein stark alkoholisierter Mann aus dem Dunkeln auf. Trotz geringer Geschwindigkeit kann ich mit meinem Motorrad nicht mehr vollständig ausweichen und stürze auf die rechte Schulter. Der Mann trägt einige Schrammen davon. Ich erleide eine komplizierte Fraktur der rechten Schulter.
So finde ich nun Zeit, den fälligen Jahresbericht unserer Vereinsaktivitäten zu schreiben.
Wir blicken auf ein sehr erfreuliches Jahr zurück. Wir konnten 131’949 Franken an Spendeneingängen verbuchen. Diesen beeindruckenden Betrag verdanken wir euch Freunden von MednCharge, aber auch der Grosszügigkeit einer Stiftung aus der Innerschweiz (36'000 CHF), der Katholischen Kirche in Bern sowie einer weitherzigen Einzelperson aus der Nordwestschweiz (50'000 CHF). 100'014 Franken flossen 2018 in unsere Projektarbeit und das Vermögenssaldo des Vereins lag am 31.12.2018 bei 97'493 Franken. So konnten wir auf solider finanzieller Basis in das dritte Projektjahr einsteigen. Wir sind stolz und beeindruckt. Nie hätten wir zu träumen gewagt, als kleiner Familienverein, derart viel bewegen zu können.
Eine grosse Versicherungsgesellschaft überliess uns zwanzig ausgesteuerte Laptops. Diese durchwegs funktionstüchtigen Geräte sind in Nepal von ausserordentlich hohem Nutzen. Einen Grossteil setzen wir an den Chepangschulen ein. Viele Kinder kommen so erstmals in Berührung mit EDV und lernen mit der Aussenwelt zu kommunizieren.
Die Jahresrechnung 2018 von MedInCharge ist aufgeschaltet und kann auf unserer Medienseite eingesehen werden
Die Antyodaya Chepang School auf Expansionskurs
Dank den zunehmenden Patenschaften und Spenden, konnte MedInCharge die Betriebskosten der Antyodaya School im vergangenen Jahr decken. Die Vereinsreserven erlauben nun einen umsichtigen Ausbau der Bildungsstätte. Die Schule erwarb Kühe und Gänse, legte einen grossen betriebseigenen Fischteich an und pflanzte viel protein- und kohlenhydratreiches Gemüse. Durch diese Infrastruktur ist ein beträchtlicher Teil an Selbstversorgung gewährleistet.
Die Schule soll in ein paar Jahren autonom betrieben werden können. Die Antyodaya School leistet einen eminent wichtigen Beitrag. Den Kindern und Jugendlichen wird durch die Schule erstmals in ihrem Leben Bildung angeboten. Dadurch erhalten diese eine faire Chance auf dem langen Weg aus der Armut.
Health Camps für die Ärmsten in Nepal
Die Kinder in Antyodaya stammen aus ärmsten Verhältnissen. MedInCharge ist es deshalb ein grosses Anliegen, auch die Elterngeneration zu unterstützen. Durchschnittlich einmal im Monat führen wir Health Camps in den verarmten Gemeinschaften der Chepang durch. Dank der Einzelspende einer grosszügigen Person aus der Schweiz, werden wir den, so dringend benötigten, Offroader in den kommenden Wochen anschaffen können. Damit können wir künftig die abgeschiedenen Gemeinden gefahrlos erreichen. Wir bringen medizinische Versorgung und Kleidung in die Siedlungen. Wenn immer möglich, begleitet uns ein Kleinlaster und führt eine Tonne Reis mit. Es geht mir sehr nahe, wenn wir jeweils nach langer kräfteraubender Fahrt zwischen den schäbigen Zeltplanen unsere Behandlungsstationen aufbauen. Wir sehen durch den täglichen Überlebenskampf gezeichnete Frauen. Wir blicken in die grossen Augen der unterernährten Kinder in ihren zerschlissenen Kleidern, begegnen
Menschen, gezeichnet von chronischen Infektionskrankheiten und Parasiten. Das riesige Elend dieser Gemeinschaften lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Ist es da nicht geradezu unsere Pflicht, diesen unterprivilegierten Mitmenschen etwas von unserem Überfluss abzugeben?
Vergangenes Jahr führten wir 13 Health Camps durch und konnten so über 2’000 Menschen versorgen. Eine Ladung umfasst 1'500 Kilogramm Reis und ist mit 1'000 Franken an Kosten verbunden. Ein ganzes Camp kostet 2'500 Franken. Das begleitende Team umfasst im Idealfall zwei Ärzte, einen Zahnarzt, drei Personen aus dem Pflegebereich, drei Fahrer und etwa sechs weitere Hilfspersonen. Die Camps wurden durch MedInCharge finanziert. Diese Arbeit ist nur dank euren Spenden möglich. Herzlichen Dank!
Die Jahresrechnung 2018 von MedInCharge ist aufgeschaltet und kann auf unserer Medienseite eingesehen werden
Laupen, 30. März 2019
Fredi Bacchetto,
Projektleiter MedInCharge
Spenden und Patenschaften nehmen wir gerne entgegen unter:
IBAN CH48 0900 0000 8975 4784 8, MedInCharge, Chroslenweg 9, 3177 Laupen
oder
Onlineformular unter https://www.medincharge.ch/de/kontakt-unterstuetzen-patenschaften.
Wir freuen uns über jeden Beitrag !
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedinCharge, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal, arbeiten unentgeltlich. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute.
Es ist ein Irrtum zu denken, die tägliche Konfrontation mit dem Elend mache es einem leichter, das Leiden zu ertragen
Welche Kernaufgaben soll ein Arzt wahrnehmen? Gesundheit erhalten? Krankheit heilen? Den Tod abwenden? Während des letzten Aufenthalts im Therai Nepals habe ich mehrmals eine etwa vierzigjährige Frau besucht. Sie lebt in einem einsamen Holzverschlag am Rande des Urwalds entlang des Rapti Rivers. Ihr ganzes Gesicht ist durch ein riesiges sich unaufhaltsam ausbreitendes Krebsgeschwür auf grausamste Weise entstellt. Mich befällt eine unsagbare Verzweiflung, wenn ich ihre Hütte betrete. Meine Tätigkeit in Nepal ist mit zahlreichen Momenten grosser Ohnmacht verbunden. Es ist ein Irrtum zu denken, die tägliche Konfrontation mit dem Elend mache es einem leichter, das Leiden zu ertragen. Momente der Trostlosigkeit sind ein fester Bestandteil der Arbeit eines Arztes in Nepal.
"Uns obliegt es, unsere kranken Mitmenschen in einer schwierigen Lebensphase zu begleiten"
Das Zitat stammt von Gian Töndury, früherer Anatomieprofessor und Rektor der medizinischen Fakultät in Zürich. Wie wahr. Wenn alle Medizin dieser Welt versagt, reiche ich dem Patienten die Hand und bitte mit ihm um die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können. Begleitung in Momenten erdrückender Hoffnungslosigkeit hilft dem Kranken Brücken über Abgründe des Elends zu schlagen.
Viele Chepang sind weiterhin gezwungen, in Zeltsiedlungen im Urwald entlang des Rapti Rivers zu leben. 2017 hatten die Monsunfluten vielen von ihnen alles Hab und Gut entrissen. Hilfe von der Regierung erhalten sie keine. Im Gegenteil, sie werden neuerdings beschuldigt, illegal Staatsboden zu besiedeln. Zwischen den Bäumen gibt es kein Land zur Bewirtschaftung und die Gebiete sind fern von jeder medizinischen Versorgung. Vor meinem Heimaturlaub führten wir erneut zahlreiche Camps in den Slums dieser stark benachteiligten Bevölkerungsgruppe durch. So erhalten sie zumindest alle paar Wochen etwas Reis und ärztliche Betreuung.
Wir können zur Zeit die Chepang nur mit unzulänglichen Fahrzeugen ohne Allradantrieb besuchen. Das bringt uns immer wieder in kritische Situationen. Wenn wir in den aufgeweichten und verschlammten Pfaden stecken bleiben, vertrauen die begleitenden Schwestern nicht nur auf Gott: Sie steigen aus und schieben tüchtig an. Wollen wir gefahrlos gute Arbeit leisten, müssen wir unsere Logistik verbessern. Wir werden deshalb in den folgenden Monaten viel Energie in die Spendensammlung für ein 4x4 Fahrzeug investieren.
Die Schule führt aus der Armut
In den Schulen von Navodaya und Antyodaya, in der Nähe unseres Basisspitals in Ratnanagar, werden so viele Kinder der Chepang betreut, als Infrastruktur und Finanzen es erlauben. Mittlerweile sind es schon über 400. Mit Sarita Masrangi hat MedInCharge eine junge Chepangfrau eingestellt, welche nun an den beiden Schulen als Gesundheitsschwester arbeitet. Sarita wuchs zuvor 13 Jahre In Navodaya auf und wurde kürzlich als Pflegefachfrau in Bharatpur diplomiert. Eine Erfolgsgeschichte mit Nachhaltigkeit. Herzlichen Glückwunsch Sarita !
Einige Kinder von Antyodaya sind weiterhin auf der Suche nach einer Patin oder einem Paten, welche ihnen die Schulbildung sichern. Bildung führt aus der Armut, wie das Beispiel von Sarita zeigt. Die Kinder haben Zeichnungen vorbereitet, welche in den kommenden Tagen als Weihnachtsgruss der Schule Ihre Briefkästen erreichen.
Wenn all unsere Weihnachtswünsche erfüllt und Freunde und Angehörige beschenkt sind, erlaubt das verbleibende Budget vielleicht auch einen Beitrag an unsere Projekte oder sogar eine Patenschaft:
IBAN CH48 0900 0000 8975 4784 8, MedInCharge, Chroslenweg 9, 3177 Laupen
oder
Onlineformular unter https://www.medincharge.ch/de/kontakt-unterstuetzen-patenschaften.
Wir freuen uns über jeden Beitrag !
Die Weihnachtstage brechen an. Zeit der Besinnung, des Rückblicks und vielleicht auch der Erwartungen an das neue Jahr. Glaube kann stärken. Wir sollten mehr Glauben. Wer glaubt, spannt ein Seil zwischen zwei Gewissheiten: Unser Dasein ist nur ein kleines Blinken zwischen zwei Punkten im ewigen Zyklus der Zeit. Wir wurden geboren und wir werden sterben. Dieses Seil verbindet zwei Ewigkeiten, die ausserhalb unserer Macht stehen. Zwischen ihnen spinnen wir den Faden unseres Lebens, Liebens und Leidens. Wer glaubt, geht davon aus, dass der Balanceakt einen Sinn hat und dass dieser Sinn uns zu tragen vermag.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen besinnliche Feiertage
Fredi Bacchetto,
Vorstandsmitglied MedInCharge
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedinCharge, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal, arbeiten unentgeltlich. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute.
200 Patinnen und Paten für die Kinder der Antyodaya Chepang School gesucht
Gleich nach meiner Ankunft in Nepal, Mitte September, traten alle Berufsfahrer des Landes in einen Streik. Die Regierung hatte die Einführung eines neuen Bussensystems für die Chauffeure angekündigt, welches diese bei den zahlreichen horrenden Verkehrsunfällen finanziell in die Pflicht nimmt. Die Regierung reagierte mit den archaischen Instrumenten ihres maoistischen Parteibuches und verkündete einen generellen Gegenstreik für alle Autofahrer an. Ein solches Begehren ist in Nepal nicht als freiwillig einzustufen, es wird vielmehr mit Polizeigewalt durchgesetzt. Damit bewegte sich in Nepal, einmal mehr, nahezu nichts mehr. Zuerst durfte ich mich noch zu den lachenden Dritten zählen: Mein Motorrad fiel nicht unter die Streikverordnung und als «Biking Doctor» konnte ich meine Dienste im Umkreis von ein paar Kilometern weiterhin anbieten. Allerdings nur kurz: Ohne LKW-Fahrer wird den Tankstellen kein Benzin geliefert und unter Anwendung der auch in Nepal geltenden Gesetze der Verbrennungsmotoren, blieb meine Renegade nach gut 300 Kilometern ebenfalls stehen.
In einem Entwicklungsland wollen solche Betriebsunpässlichkeiten mit Gelassenheit ertragen werden. Wir engagieren uns unbeirrt für die ärmsten Bevölkerungsschichten in Nepal. Über Health-Camps in den Berg- und Urwaldsiedlungen der Chepang, versorgen wir die Elterngeneration medizinisch und mit Nahrung. Ganz besonders engagiert sich MedInCharge an der 2017 eröffneten Antyodaya School. Hier erhalten vorerst 200 Chepang Kinder Nahrung, Kleidung, ärztliche Betreuung und Schulbildung.
Um die Zukunft der Chepang in Antyodaya zu sichern, haben wir uns entschlossen,
für jedes Kind eine individuelle Patenschaft zu errichten. Wir sind daran, mit ausgesteuerten Computern aus der Schweiz einen IT-Raum für die Kinder einzurichten. Die Chepang sollen früh lernen, mit diesen wichtigen Kommunikationsmitteln in der dritten Welt umzugehen. Gerne laden wir euch ein, in einen Dialog mit einem Kind in Antyodaya zu treten.
Wenn ihr euch für eine Patenschaft verpflichten mögt, werden wir euch die persönliche Adresse des zugewiesenen Patenkindes vermitteln und ihr könnt auf Wunsch mit ihm Kontakt aufnehmen. Google-Übersetzer in Englisch reicht völlig für einen sinnführenden Austausch. Die Dauer eurer Patenschaft bestimmt ihr selbst und ein Ausstieg ist jederzeit möglich. MedInCharge übernimmt in diesem Fall, die Garantie für die Unterstützung des Kindes ohne Unterbruch.
Ja, ich bin dabei, übernehme eine Patenschaft und investiere 50 Franken im Monat in die Zukunft der Chepangkinder:
Zum Abschluss noch dies:
Vor ein paar Monaten hat Shaison P. Ouseph einen berührenden Film an der Antyodaya School gedreht. Darin kommen auch unser Sohn Tobias, meine liebe Kollegin Ruth Gonseth von Shanti-Med-Nepal und ich zu Wort.
Die Könizer- und Sensetalerzeitung haben in ihrer Septemberausgabe 2018 der Arbeit unseres Vereins MedInCharge einen Artikel gewidmet.
Hier der Link zum Artikel
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedinCharge, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal, arbeiten unentgeltlich. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute.
Herzliche Grüsse
Für den Vorstand MedInCharge
Fredi Bacchetto
Chaainaa !
Liebe Freunde von MedInCharge
«Chaainaa» bedeutet auf Nepali so viel wie «nicht vorhanden» oder «gibt es nicht». «Chaainaa» ist in Nepal selten mit einem Lösungsvorschlag zur Beseitigung des Defizits verbunden. In der Schweiz kann ich keine «Chaainaas» ausmachen. Das nahe Bern offeriert mir alles, was mein Herz begehrt, materiell und immateriell. Sollte einmal etwas im Angebot fehlen, kann ich es mir ohne Verzug im Internet bestellen und es geht noch gleichentags auf die Post.
In Nepal ist die Internetverbindung durch die vielen Stromausfälle mehr unterbrochen als verfügbar. Die Ruhe im Garten vor unserem Haus in Laupen ist überwältigend. Keine ohrenbetäubend klappernde Traktoranhänger, welche ohne Unterbruch über die grossen Schneisen im Strassenbelag donnern. Kein stressendes Gehupe, das mich in Sprungbereitschaft weg von der Fahrbahn versetzt. Der Verkehr läuft nach wohldefinierten sowie darüber hinaus eingehaltenen Regeln und die Fortbewegung ist ohne erhöhte Gefahr für Leib und Leben möglich. Am Morgen erwache ich auf einer weichen Matratze, nehme eine warme Dusche, hole die Tageszeitung aus dem Briefkasten und setze mich an einen vielfältig gedeckten Tisch für das Frühstück.
Auf Sommerurlaub in der Schweiz
Seit einigen Wochen weile ich für einen Sommerurlaub in der Schweiz. In Nepal setzen gleichzeitig kräftige Monsunregen ein. Wir können von hier aus nur hoffen, dass sie dieses Jahr nicht so viele Existenzen wie 2017 zerstören. Entlang des Rapti-Rivers Nepals wurden vor weniger als zwölf Monaten Tausende Familien des Stammes der Chepang ihrer ganzen Existenz beraubt. Viele von ihnen leben seither in Zeltsiedlungen im Urwald entlang dieses Flusses, ohne Land zur Bewirtschaftung und fern von jeder medizinischen Versorgung.
Manchmal erscheinen an einigen Orten ein paar Allradfahrzeuge. Sie bringen dringend benötigtes Reis, Medikamente und medizinisches Fachpersonal. Für ein paar Stunden werden ein Health Camp eingerichtet und mehrere Hundert Menschen ärztlich untersucht und behandelt. Grosses Glück haben jene Eltern, welche ein Kind in eine grosse Chepang-Schools nahe dem Ratnanagar Hospital schicken können. Pro Familie wird maximal ein Mitglied im Alter ab vier Jahren aufgenommen. Die Schulen bieten den Kindern Nahrung, Kleider, Unterkunft, Schulbildung und wichtige medizinische Betreuung.
Die Chepang weiterhin im Hauptfokus von MedInCharge
MedInCharge investiert viele Ressourcen in die Versorgung der Chepang. Als Arzt habe ich seit Herbst 2017 über einem Dutzend Health Camps in Nepal begleitet. Manchmal ist meine Kollegin und Hautärztin Dr. Ruth Gonseth mit dabei. Ihrer langjährigen Erfahrung in Nepal und der Schirmherrschaft ihres Vereins Shanti-Med-Nepal über das Ratnanagar Hospital, verdanken wir sehr viel an Unterstützung in kritischen Situationen. Bei vielen anderen Health Camps wurde ich von der kleinen Gemeinschaft der «Sisters of St. Joseph of Cluny» und ihren Freunden begleitet. In der Peripherie von Hetauda haben wir im Frühjahr 2018 zahlreiche abgelegene Bergdörfer, Slums oder Urwaldsiedlungen besucht und in kurzer Zeit über Tausend Menschen versorgt. Ich habe grossen Respekt vor der aufopfernden Hingabe dieser jungen Ordensschwestern.
Unsere grösste Zuwendung unter den Chepang Schools erfordert nach wie vor die junge Antyodaya School von Bobby Anthony. Dank dem fortlaufenden Ausbau des Selbstversorgungsgrades der Schule konnten unsere monatlichen Beiträge kürzlich um 1'000 US$ reduziert werden. Zur Erhaltung des Grundbetriebs ist die Schule dennoch auf lange Zeit hinaus auf die Finanzierung durch Dritte angewiesen. Insbesondere sind uns faire Löhne für die Lehrkräfte ein grosses Anliegen. So bleiben diese motiviert, gute Arbeit zu leisten und davon profitieren die jungen Chepang. Unsere Investitionen in die Chepang Schools sind nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe. Mit Hilfe von zahlreichen Freiwilligeneinsätzen aus meiner Familie und Freunden unseres Vereins, erreichten wir an grossen Chepang Schools in der Umgebung des Ratnanagar Hospitals, eine ausgesprochen befriedigende Situation. Für weitere Informationen verweise ich gerne auf unseren letzten Rundbrief im März dieses Jahres.
Es gilt die Finanzierung unserer Projekte zu sichern
Unseren nächsten Rückflug in den heissen Chitwan Nepals haben wir für den 13. September 2018 gebucht. Wir träumen davon, mit gesicherten Finanzen für unsere kleinen Chepang, in Kathmandu zu landen. Wir träumen davon, ihre mittellosen Eltern weiter mit Nahrung und medizinischer Hilfe versorgen zu können. Dafür brauchen wir eure Unterstützung:
· Ein Health Camp ist mit einem Aufwand von etwa 2’500 US$ verbunden.
· Eine Pickup Ladung Reis (750 kg) kostet 500 US$.
· Der Lohn einer Lehrperson oder einer Pflegefachfrau beträgt 130 US$ pro Monat.
· Unsere Medikamente für die Chepang Schools kosten 100 US$ pro Monat.
· Eine Patenschaft für die Ausbildung eines Jugendlichen kostet 50 US$ pro Monat.
Nisam, links, 14 und Dipesh, rechts, 17 sind zur Fortsetzung ihres Studiums auf Patenschaften angewiesen (Kontaktadressen über fbacchetto@medincharge,ch)
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedinCharge, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal, arbeiten unentgeltlich. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute.
Alle Beiträge nehmen wir gerne unter
IBAN CH48 0900 0000 8975 4784 8,
MedInCharge, Chroslenweg 9, 3177 Laupen, entgegen.
Hier der Link zu weiteren Bildern in unserer Photogalerie auf unserer Homepage:
https://www.medincharge.ch/de/photo-gallery
Herzliche Grüsse
Für den Vorstand MedInCharge
Fredi Bacchetto
Rückblick auf das erste Betriebsjahr des Vereins MedInCharge (März 2018)
Liebe Freunde
Das erste Betriebsjahr unseres Vereins MedInCharge neigt sich dem Ende zu. Zeit für einen kurzen Rückblick.
An erster Stelle haben wir Dr. Ruth Gonseth und ihrem Verein Shanti-Med-Nepal (SMN) zu danken. Ruth hat uns durch ihre tatkräftige Unterstützung den Einstieg in Nepal sehr erleichtert und uns Türen für viele Projekte geöffnet.
Das von SMN finanzierte neue Bakulahar Ratnanagar Hospital hat vor wenigen Tagen im Rohbau seinen höchsten Punkt erreicht. Dies allerdings mit landesüblicher Verspätung von mehr als einem Jahr. Wir freuen uns alle sehr auf den Einzug ins neue Gebäude, um so endlich den immer engeren Verhältnissen im Altbau zu entfliehen. Optimisten (Nepali) denken, dies sollte noch 2018 möglich sein. Für den jüngsten Bericht zur Bausituation verweisen wir gerne auf die Homepage von SMN.
MedInCharge investierte im ersten Betriebsjahr nahezu 100’000 Franken in die Grundversorgung vor Ort in Nepal
Kein Zweifel, ermöglicht wurde dies durch die grosszügigen Zuwendungen unserer Freunde, Gönner und Sponsoren. Euch allen gebührt unser aufrichtiger und herzlicher Dank. Eure Solidarität ist die Ressource, aus der wir angesichts der bedrückenden Situation in vielen Regionen Nepals, Mut und Kraft tanken.
Die Antyodaya und Navodaya Chepang Schools
Insgesamt gastieren an diesen beiden Schulen weit über 400 unterprivilegierte Chepangkinder, im Alter zwischen 4 und 17 Jahren. Die Navodaya School ist nach über zehn Jahren Betrieb, strukturell gut aufgebaut. Unter der Leitung von Bobby Anthony, einem enthusiastischen, warmherzigen Menschen konnte Antyodaya weit über sich hinauswachsen.
Die Hauptenergie von MedInCharge richtete sich in diesem Jahr auf Antyodaya. Über unser Vereinskonto sind im ersten Vereinsjahr 50'000 CHF in die Schule geflossen. Für den laufenden Betrieb der grossen Schule, müssen wir monatlich 6'000 CHF sichern. Dank sehr grosszügigen Spenden der Stiftung Nelumbo und Nepalhilfe e.V. Bonn, können wir den Betrieb der Schule bis Ende Jahr garantieren. Regelmässig führen wir in Antyodaya ausgedehnte ärztliche Visiten durch. Unsere grossen Feinde sind im medizinischen Sektor Läuse, Scabies (Krätze), Mykosen und infektiöse Atemwegserkrankungen. Der Gesundheitszustand der Kinder kann nun, nach neun Monaten am Puls der Schule, als gut bezeichnet werden.
In Rekordzeit wurden eine hauseigene Fischzucht, eine Gartenanlage und eine Hühnerfarm aufgebaut. Die Schule verfügt zudem über Milchkühe. Der wichtige Proteinnachschub für die Kinder wird schon bald aus eigenständiger Produktion sichergestellt werden können. Wir sind darüber mit den Kindern glücklich.
Viele Fortschritte der Antyodaya School sind der tatkräftigen Unterstützung von Tobias Bacchetto zu verdanken, der hier seinen Zivi-Einsatz leistete. Das ist der Schule bewusst und entsprechend ergreifend wurde die Abschiedsfeier anfangs März 2018 gestaltet.
Und dann noch dies
Verheerende Monsunregen haben 2017 im Therai von Nepal viele Dörfer mit allem Hab und Gut weggeschwemmt. Die Aufbauhilfe durch die Regierung ist in unserer Region praktisch inexistent. Die Elterngeneration der Chepang, musste sich nach der Katastrophe in ausgesprochen bescheidene Zeltlager im Urwald zurückziehen.
Für den Unterhalt von Health Posts, Health Camps, Aufbau zerstörter Dörfer, Nahrung
und Medikamente flossen von MedInCharge
seit Herbst 2017 knapp 30'000 CHF in den Süden Nepals. Zwei Mal haben wir unter der Federführung von Shanti-med-Nepal grosse Health Camps in den Zeltlagern der Chepang durchgeführt. Diese Begegnungen gehen tief unter die Haut und berühren jeden Volontär nachhaltig im Herzen.
Die Jahresrechnung 2017 von MedInCharge ist aufgeschaltet und kann auf unserer Medienseite eingesehen werden
Wir schauen zuversichtlich ins zweite Betriebsjahr von MedInCharge
Alle Vorstandsmitglieder und Volontäre von MedinCharge, sowohl in der Schweiz als auch in Nepal, arbeiten unentgeltlich. Die Spenden fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute.
Was wollen wir mehr: Dank eurer breiten Unterstützung aus der Schweiz haben wir das grosse Privileg, in Nepal für beide Seiten bereichernde und sinnvolle Aufbauarbeit zu leisten. Die Herzlichkeit der Nepali kompensieren unser Entbehrungen um ein Vielfaches. Die täglichen Dankesbezeugungen der Begünstigten reichen wir mit viel Freude an euch weiter.
Alle Beiträge nehmen wir gerne unter
IBAN CH48 0900 0000 8975 4784 8,
MedInCharge, Chroslenweg 9, 3177 Laupen, entgegen.
Zur direkten Unterstützung mittelloser junger Nepali, vermitteln wir gerne auch direkte Patenschaften.
Hier der Link zu weiteren Bildern in unserer Photogalerie auf unserer Homepage:
https://www.medincharge.ch/de/photo-gallery
Wir senden euch herzliche Grüsse und beste Wünsche aus dem Chitwan
Für den Vorstand MedInCharge
Fredi Bacchetto
Situation im Chitwan anfangs Dezember 2017
Die letzten zwei Monate waren von vielen ergreifenden Ereignissen geprägt, welche den Sinn unserer Vereinstätigkeit untermauern. Neben Tobias und Fredi, waren auch Christine und unsere Tochter Cristina hier im Einsatz, was 80% unserer Familie entspricht. Virginie Kormann und die Dermatologin Christina Emmenegger leisteten ebenfalls wertvolle Volontäreinsätze (s. Photo Gallery). Vor Wochenfrist ist nun auch Urs Vogt (Bild rechts), Chefradiologe des Regionalspitals Burgdorf, für einen längeren Einsatz zu uns gestossen. Er hat sogleich mit viel Enthusiasmus die Weiterbildung in Ultraschalldiagnostik der jungen Assistenzärzte am Ratnanagar Hospital in Angriff genommen.
Weiterer Ausbau der Betreuung der Chepang Schulen im Chitwan durch MedInCharge
Wenn immer eine Möglichkeit besteht, senden die Chepang Bewohner ihre Kinder in spezielle Schulen, welche NGO’s für sie aufgebaut haben. Hier erhalten sie Unterkunft und Nahrung. Durch die grosse Nachfrage, erreichen diese Schulen ihre Kapazitätsgrenzen und es ist eine grosse Herausforderung für uns alle, Infrastruktur und medizinische Grundversorgung zu sichern. Die engen Verhältnisse leisten ansteckenden Krankheiten grossen Vorschub. Mittlerweile betreuen wir Schulen mit insgesamt über 500 Kindern und die Nachfrage steigt weiter an.
Ende Oktober kehrten die Chepangkinder nach den grossen Dashain-Festivitäten aus einem mehrwöchigen Urlaub zurück. Mitgebracht hatten sie wie üblich eine ganze Reihe aus unserer Sicht weniger willkommener Souvenirs, wie Pilze, Skabies, Läuse, Bakterien und Viren. Mit tatkräftiger Unterstützung aller Volontäre, haben wir die vielen hundert Kinder erneut untersucht und in einer gross angelegten Massenbehandlung, alle grossen und kleinen Schüler von den ansteckenden Lebewesen befreit.
Dank vielen Spenden aus der Schweiz konnten auch Betten für alle Kinder in Rekordzeit bereitgestellt werden. Damit ist eine gute Voraussetzung gegeben, um die Epidemien effizient einzudämmen. Ein Grossteil unserer Ressourcen wird, neben dem parallel laufenden Spitalalltag, nun durch wöchentliche Besuche in diesen Schulen absorbiert.
Die grosse Not in Nepal nach den Überschwemmungen im Sommer hält an
Auch das ganze Chepang Dorf Chisapani wurde mit mehreren Hundert Häusern während der Flut im August weggeschwemmt. Zurück blieb eine unbewohnbare Sandwüste. Bis die Regierung diesen Menschen neues Land zuweist, sind sie gezwungen in Zeltprovisorien im Urwald zu leben. Zusammen mit unserer Partnerorganisation Shanti-Med-Nepal (SMN) haben wir ein grosses Health Camp im
Zeltlager organisiert und behandelten aneinem einzigen Tag über260 Personen. Was wir dort vorfanden, gehört zum Eindrücklichsten, das wir bisher in Nepal erlebt und gesehen haben. Die Armut und das Elend sind unbeschreiblich. Das Kind auf dem Bild links, mit dem aufgeblähten Bauch, leidet zum Beispiel unter Kwashiorkor, einer schweren Erkrankung bei fortgeschrittenem Proteinmangel. Zur Abhilfe der Hungersnot haben wir im Zeltlager 50 Säcke Reis hinterlassen.
Die Kosten für Camp und Hilfsgüter wurden in Chesapani von SMN getragen. Dafür sind wir sehr dankbar. Die Menschen bleiben fröhlich und passen sich der Armseligkeit an. Als Spielbälle dienen den Kindern mit Abfall gefüllte Säcke (s.photo-gallery).
Tobias hat mit lokalen Hilfskräften ein Solarpanel montiert, damit die Menschen wenigsten wieder etwas Strom haben. Ruth und Christina (E) behandelten unzählige ansteckende Hautkrankheiten, während Fredi mit einem Assistenten des Ratanangar Hospitals und dem Pflegepersonal die Grundversorgung der restlichen Einwohner sicherte.
Den beschwerlichen Heimweg haben wir alle ausgesprochen nachdenklich angetreten. Aber auch vom guten Gefühl begleitet, in wenigen Stunden grosse Hilfe geleistet zu haben.
Es ist uns bewusst, dass zur Weihnachtszeit unzählige Hilfswerke Spendenaufrufe versenden und es fällt uns nicht leicht, uns ebenfalls in diese Gruppe einzureihen. Zur Fortführung der Projektarbeit bleibt aber MedInCharge auf Zuwendungen seiner Freunde angewiesen. Die Spenden an MedInCharge sind steuerfrei. Unser grosser Dank richtet sich an alle Spenderinnen und Spender, die uns diese wichtige Arbeit ermöglichen.
Das Markenzeichen von MedInCharge bleibt, dass alle Vorstandsmitglieder und Volontäre sowohl in der Schweiz als auch in Nepal, unentgeltlich arbeiten und wir keine Vereinsmittel für administrative Zwecke einsetzen. Die Vereinsgelder fliessen zu 100% in die Projektarbeit und kommen über direktem Weg der notleidenden Bevölkerung Nepals zugute. Auf das Jahresende hin, werden wir einen Jahresbericht verfassen und die Bilanz der Geldflüsse publizieren.
Wir senden euch herzliche Grüsse und beste Wünsche für eine besinnliche Weihnachtszeit aus dem Chitwan
Fredi und Tobias Bacchetto
Bericht zur Situation im Chitwan Ende September 2017
Seit anfangs September sind wir wieder in Nepal im Einsatz. Diesmal stehen Vater und Sohn gemeinsam im Feld. Unsere Ressourcen wurden gleich von zwei kritischen Begebenheiten absorbiert.
Der folgende erste Text über Naya Basti basiert auf einen Artikel, den unsere Kollegin Dr. Ruth Gonseth für Schweizer Medien geschrieben hat
Grosse Not in Nepal durch Überschwemmungen
Die verheerende Flut kam früh morgens um Vier und riss die Menschen aus dem Schlaf. Ein Damm am Rapti Fluss hielt den Wassermassen nach den monatelangen Monsununwettern nicht mehr stand. Das Dorf Naya Basti mit etwa hundert Holzhütten wurde von der Flut innert wenigen Minuten erfasst. 37 Häuser wurden durch die Wucht der Wassermassen sofort weggeschwemmt. Die Bewohner verloren ihr gesamtes Hab und Gut, die Tiere und die ganze Reisernte. Zurück blieb eine weite Sandwüste.
Ein Bauer mit seiner Familie vor den Resten seiner Hütte
Naya Basti im südlichen Distrikt Chitwan ist eines der vielen Dörfer, welche durch die heftigen Monsunregen anfangs August in Nepal zerstört wurden. Circa 50'000 Häuser sind total zerstört und 160 Menschen sind in den Fluten umgekommen. Es sind die ärmsten Menschen in Nepal betroffen, welche nahe an den Ufern der Flüsse ihre Häuser bauen. Dieses Land gehört dem Staat und er erlaubt den mittellosen Nepali, dort ihre einfachen Holzhütten aufzubauen.
Angesichts der Hilflosigkeit des Staatsapparates sind die Menschen auf die Unterstützung von lokalen und ausländischen Organisationen angewiesen. Viele Hilferufe sind bei uns eingegangen. Durch die grosszügige finanzielle Unterstützung unserer Partnerorganisationen Shanti-Med-Nepal (Dr. Ruth Gonseth) und die Schweizer Stiftung Nelumbo, konnten bereits vor unserer Ankunft in kurzer Zeit Hilfsgüter bereitgestellt werden. In mehreren Dörfern konnten wir dadurch mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Zeltplanen, Decken und Kleidern über die ersten schwierigen Tage hinweghelfen. Mit "Health Camps" bringen wir nun auch gesundheitliche Versorgung in die Dörfer. In Naya Basti hielten wir unsere Konsultationen in der Kirche ab und untersuchten zusammen mit unserer Kollegin Dr. Ruth Gonseth etwa 100 Patienten. Vor der Kirche haben wir die Hilfsgüter verteilt. Die Not der Menschen ist sehr bedrückend und wir hoffen, dass die Spendengelder im Vereinskonto noch für viele weitere Orte reichen werden.
Schlechter Gesundheitszustand in der Antyodaya Chepang-School von Boby Anthony
Die "Chepang" zählen zu den Ureinwohnern Nepals und zu einer kleinen ethnischen Minderheit. Ein fast vergessenes Volk, das heute zu den ärmsten Nepals zählt. Die Chepang waren ursprünglich Nomaden, die von Tibet in die bewaldeten Bergregionen Nepals einwanderten.
Vor über 50 Jahren ordnete der damalige König die Zivilisierung der sogenannt „primitiven” Ureinwohner an. Dies war mit einer Zwangsansiedlung in weniger hoch gelegene Gebiete verbunden. Die Chepang wurden damit ihrer Wurzeln und Traditionen beraubt. Sie leben heute als arme Bauern und verfügen kaum über Land, das sie bewirtschaften können. Heute gibt es noch ca. 35.000 Chepang. Der Staat ist nicht in der Lage, den Chepang Kindern Schulbildung anzubieten, weshalb sich private Hilfsorganisationen dieser Herausforderung stellen. Die Nachfrage ist riesig und übersteigt das Angebot um ein Vielfaches.
Boby Anthony ist ein umtriebiger junger Inder. Er hat dieses Jahr in Rekordzeit ein Chepangschule für über 200 Kinder in der Nähe unseres Spitals aus dem Nichts errichtet. Vor wenigen Wochen hat Boby die ersten 180 Kinder in die Schule eingelassen. Die Infrastruktur der Schule ist noch ausgesprochen spartanisch. Die Kinder essen auf dem Boden. Sie schlafen eng aneinander gereiht auf dem nackten Beton. Unter solchen Bedingungen verbreiten sich Skabies, Pilze, Bronchitis, Sinusitis, Keuchhusten, Fieber, Windpocken und mehr epidemieartig.
Gleich nach unserer Ankunft im Chitwan erreicht uns wegen vieler kranker Kinder ein Hilferuf von Boby. Wir entschliessen uns in einem spontanen Health-Camp, alle Kinder der Schule zu untersuchen und medizinisch zu versorgen.
Vor uns eine endlos lange Warteschlange, die auch um die Mittagszeit nicht abnimmt.
Im Akkord untersuchen Fredi und Ruth Kind um Kind, während Tobias versucht, mit Hilfspersonen eine geordnete Medikamentenabgabe zu sichern. Über 90 Prozent der Kinder haben ernsthafte infektiöse Krankheiten. Die anfänglich disziplinierte Menschenkette spaltet sich zunehmend in Einzelteile auf, bis wir alle von unzähligen neugierigen Kindern aller Altersklassen umzingelt sind, die sich in irgend einer Form ins Geschehen eingeben. Die entstehende herzliche Stimmung berührt uns alle in unserem tiefsten Inneren. Niemand kann sich dem Charisma eines Chepang-Knirpses entziehen. Die Innentemperatur übersteigt am Nachmittag die Vierziggrad Marke deutlich. Niemand scheint damit ein Problem zu haben. Ausser wir Europäer.
Anschliessend Lagebesprechung mit Boby. Die Infrastruktur muss umgehend ausgebaut werden. Wir vereinbaren mit Boby, dass er unmittelbar mit der Konstruktion von Doppelbetten beginnt. Innerhalb von drei Wochen sollte es möglich sein, für alle 180 Kinder ein Bett bereitzustellen.
Medincharge sichert eine Defizitgarantie bis maximal 10'000 Franken für die Bettenproduktion zu. Ein Doppelbett kostet etwas mehr als 80 CHF. Mit einer Spende von 40 CHF können wir demnach einem Chepangkind eine reguläre Schlafgelegenheit anbieten.
Beiträge nehmen wir gerne unter IBAN CH48 0900 0000 8975 4784 8, MedInCharge, Chroslenweg 9, 3177 Laupen, entgegen.
Hier der Link zu unserer aktualisierten Photogallerie auf unserer Homepage:
https://www.medincharge.ch/de/photo-gallery
12. Juni 2017: It's Time to say Hello
Liebe Freunde, unsere ersten zwei Monate in Nepal liegen hinter uns. Seit dem 3. Juni 2017 sind wir wieder für drei Monate in der Schweiz. Hier der Bericht über unsere ersten Eindrücke vor Ort.
Mit dem Austritt aus dem Terminal in Kathmandu schlägt einem Staub, Hitze, Hektik, Lärm und Chaos in der radikalsten Form entgegen. Das Verkehrsgetöse auf den Strassen ist derart ohrenbetäubend, dass eine Unterhaltung völlig ausgeschlossen ist. Nach einigen Tagen der Akklimatisation beginnen wir Regeln im Wirrwarr zu erkennen.
Es gibt so etwas wie ein Vorrecht des zuletzt Zutretenden. Im Verkehr, im Dialog, im Ambulatorium. Einfach überall. Als Verkehrsteilnehmer arbeitet man sich langsam, in kontinuierlichem Schritttempo, seitlich in die rollende Fahrzeugkolonne ein. Dies konsequent in jeder bewegten Form auf einer Strasse. Als Lastwagen, PW, Dreiradtaxi, Motorroller, Fahrrad, Fussgänger, als Kuh, Ziege, Hund, Huhn oder Ente. Alles pflügt sich unbeirrt unaufhaltsam von links, wie auch senkrecht zur Fahrtrichtung der Autokolonne vorwärts. Die Kolonne weicht zu Beginn noch bogenförmig um den Neueindringling aus, aber irgendwann gerät sie unweigerlich in Konflikt mit den Besetzern der Gegenrichtung. Das zwingt sie am Punkt der unmittelbar anstehenden Kollision anzuhalten und dem Eindringling den Vortritt zu lassen. Das System ist unfehlbar und kennt nahezu keine Kollateralschäden. Nur einmal sahen wir am Strassenrand eine Kuh liegen, deren Heiliger Geist im Rindviehimmel entschwunden war.
Und wenig später die Ursache dafür: Ein Linienbus der nepalesischen Verkehrsbetriebe, auf der Seite hängend, mit in Felswand verkeilter Fahrerkabine. Für den Fahrer so oder so nicht gut: Heilige Kühe zu töten wirft in Nepal 15 Jahre Gefängnis ab. Wo der Fahrer denn nun auch zu finden ist, sollte er seinem Linienbus lebendiger als das holy deceased Cattle entstiegen sein.
Im Dialog zwischen Menschen gilt das gleiche System, allerdings mit weitaus entschiedeneren Interventionen. Ungestörte oder vertrauliche Gespräche sind in Nepal schlichtweg nicht auf dem Programm. Jedes fremde Subjekt mit einem Anliegen, bricht unvermittelt und resolut in jeden laufenden Dialog ein, falls von persönlichem Interesse. Das Gegenüber widmet sich sogleich dem neuen Klienten. Auch im Ambulatorium, wie wir bald einmal feststellen:
Nach einigen Tagen in der Hauptstadt Nepals siedeln wir für mehrere Wochen ins Ratnanagar Hospital über. Der Ort liegt an der Grenze zum tropischen Urwaldgürtel des Chitwan, der Nepal von Indien trennt. Die Türen zu den Untersuchungsräumen sind immer für alle offen. Wenn die Ärztin sich gerade mit einer Patientin über ihre Unterleibsbeschwerden unterhält, stösst unvermittelt von links ein Mann dazu, der mit viel Dramaturgie zu einem Referat über sein Blut im Stuhl ansetzt. Ärztin und Patientin nehmen aufmerksam die eindrückliche Beschreibung
derAusscheidungsprodukte zur Kenntnis. Und erst, wenn dieser alles gesagt hat, was er zu seinem Stuhl mitzuteilen gedenkt, gibt sich die Ärztin wieder der Schilderung des Gebärmuttervorfalls und den beigemengten Ausflüssen der ersten Kundin hin. Dies wiederum, wird jetzt umgekehrt von Blutstuhlinhaber ebenso aufmerksam mitverfolgt. Und für alle Beteiligten ist das ganz normal (ausser für den frisch eingereisten Expatriate).
Im Einklang mit seinen einfachen Möglichkeiten, funktioniert der Spitalbetrieb ordentlich: Durch Schweizer Vereinsgelder wird ein grosses dermatologisches Ambulatorium finanziert. Hier halten drei Hautärzte und ein eingespieltes Pflegeteam gleichzeitig Sprechstunde. Im allgemeinen Ambulatorium führen staatliche Assistenzärzte und ein Gynäkologe in engen Räumen Sprechstunden. Ein kleiner Operationssaal, eine Dialysestation, ein Zahnambulatorium, Labor, Röntgen und zwei kleine Bettenstationen versorgen die täglich anstürmenden Patienten. Der Ausbau des ehemaligen Health Post’ ist dringend nötig, denn die vorhandene Infrastruktur platzt aus allen Nähten. Die Arbeitsaufnahme von Ruth Gonseth 2014 führte zu markanten Verbesserungen im Spital. Der grundsätzlich gute Ruf von Schweizer Ärzten, führt zu einem ständig wachsenden Andrang von Menschen aus dem riesigen Einzugsgebiet mit über 220'000 Bewohnern. Der Erweiterungsbau ist vor kurzem angelaufen. MedInCharge beteiligt sich an den Kosten dieses anspruchsvollen Umbauprojekts.
Was uns von Patientenseite besonders haften bleibt: Wir sehen Krankheiten, die wir in der Schweiz nicht oder nicht mehr zu Gesicht bekommen. Skabies, Lepra oder auch dick verhornte Fussplatten, von jahrelang unbehandelten Schuppenflechten. Heute fanden wir in der Zeitung einen Artikel über eine unweit ausgebrochene Epidemie einer von Sandwürmern übertragen Leishmaniose mit erster Todesfolge.
Oder ganz speziell: Chinimaya, eine betagte Frau, mit einer zentimeterdick angehobenen, nackten Schädeldeckenplatte von etwa 12x6 Zentimeter. Darum eine eitrig sezernierende Kopfhautwulst. Vor zwei Jahren habe man ihr eine "Zyste" unter der Schädeldecke entfernt. Seither hebe sich die Kalottenplatte immer mehr ab und scheide stinkigen Eiter aus.
Die Frau weint und sagt, sie wolle nur noch sterben. Sie hätte schon lange durch einen Neurochirurgen an einem Zentrumsspital behandelt werden sollen, aber ihr fehle einfach das Geld für den Eingriff. Wir reinigen den Wundbereich und heben die Knochenplatte leicht an. Darunter wird eine grosse Höhle sichtbar, aus der sich übelriechender Eiter entleert. Kein guter Befund, wenn man bedenkt, dass
nur ein paar Hirnhäute den Abszess vom Zentralnervensystem abgrenzen. Wir geben der armen Frau 5'000 Rupien aus dem Vereinsvermögen, damit sie das Zentrumsspital in Kathmandu aufsuchen kann.
Am letzten Tag liegt plötzlich ein junger Mann tot im Notfall. Die Leichenstarre ist noch nicht eingetreten und äusserlich sind primär keine Verletzungen zu erkennen. Als ich den Mann wende, wird ein Rücken ohne Haut frei. Die Ränder zeigen Verbrennungen dritten Grades. In Nepal nutzen viele Bewohner die frei herumhängenden Elektroleitungen, um sie durch Eintauchen in die Flüsse für den Fischfang zu nutzen. Gleichzeitiges Schwimmen ist nicht ratsam.
Die nächste Etappe führt uns anfangs Mai zu einem Gastaufenthalt im Green-Pastures Hospital, am Rande der Touristenstadt Pokhara. Innerhalb des GPH-Komplexes betreibt die Schweizer Stiftung Ohrchirurgie Nepal SON eine moderne Ohrenklinik. Was für ein Kontrast zum armen und ländlichen Nepal im Chitwan. Gute und funktionierende Infrastruktur (ausser den leidigen, stets instabilen WiFi-Verbindungen), Menüs jenseits des omnipräsenten Dal Bhats, Touristen in den Strassen, im Hintergrund die phantastische Kulisse das Annapurnamassivs. Für einen Moment wähnen wir uns nicht mehr in einem Entwicklungsland.
Dann aber sogleich wieder die komplette Kehrtwende der äusseren Bedingungen:
Report INF EAR-Camp Jumla,
18. to 30. Mai 2017
18.-21.5.2017
Pokhara, sechs Uhr morgens. Aufbruch ins Ohrchirurgiecamp nach Jumla. Der Ort liegt im westlichen Nepal auf 2'400 m.ü.M. Wir kämpfen uns mit zwei Landrovern und einem Allrad-Kleinlaster während 37 Stunden durch das Gebirge Nepals: Zuerst noch auf akzeptablen Strassen, entlang imposanten Höhenzügen und steil abfallenden Schluchten, über Tansen hinunter nach Butwal und von hier wieder scharf nordwestlich hinauf Richtung Nepalganj. Erste kurze Übernachtung in Surkhet, nach 17 beschwerlichen Stunden in den Offroadern.
Weiterfahrt früh morgens. Doch bereits nach einer Stunde fällt ein Landrover mitten im Gebirge aus. Vergeblich versuchen die Fahrer lange und mit grossem Aufwand das Getriebeproblem zu reparieren. Schliesslich muss der Wagen stehen gelassen werden. Die Last wird auf die beiden anderen Fahrzeuge umverteilt und ein Ersatzwagen angefordert. Bis zum Eintreffen desselben, bleiben vier Mitglieder des Teams beim Pannengefährt zurück. Die restlichen beiden Fahrzeuge folgen in scheinbar endlosen Windungen dem Lauf des Karnali Rivers. Nach 16 Stunden, Zwischenhalt im Bergdorf Manma, im Distrikt Kalikot, auf 2'500 m.ü.M. Um sechs Uhr morgens stösst das restliche Team mit dem Ersatzwagen wieder zu uns. Weiterfahrt.
Nun werden die Strassen, oder was der Monsun davon übriggelassen hat, richtig abenteuerlich. Wir stossen durch phantastischste Bergformationen, entlang ausgewaschener engster Strassen ohne Belag, immer tiefer in den Nordwesten Nepals vor. Links von uns stets der Karnali River, den wir mal auf gleicher Höhe, dann wieder von Schwindel erregenden Bergkreten herab betrachten. Schon mal auf der Talseite einen Laster gekreuzt, wenn die ungesicherte Strasse von glitschigem Schlamm belegt
und gerade mal 30 Zentimeter breiter als die Summe beider Fahrzeuge ist? Dem Passagier bietet sich dabei die Gelegenheit, den erwähnten Fluss aus dem Seitenfenster ausgiebig zu beobachten. Dieser frisst sich 1500 Meter weiter unten durch das Gestein, direkt am Ende einer unmittelbar am Strassenrand ansetzenden senkrecht abfallenden Felswand. Schliesslich erreichen wir nach strapaziöser Fahrt am frühen Nachmittag Jumla. Es ist kalt. Heizungen gibt es nicht. Auf dem lokalen Bazar decken wir uns alle mit zusätzlichen Textilien ein.
Das Team beginnt ohne Verzug mit der Einrichtung des Camps, das auf dem Gelände einer alten Spitaleinheit eingerichtet wird.
Samstag, 20.5.2017, 20 Uhr, Ear-Camp Jumla
Wir sitzen erschöpft beim Nachtessen, als Mike ein Hilferuf aus dem Operationssaal des nahegelegenen Regionalspitals erreicht. Eine Frau hat sich nach Sturz von einem Baum, eine schwere Gesichtsfraktur zugezogen. Mike operiert die Frau mit dem lokalen Team bis tief in die Nacht hinein.
Eindrücklich, die Hintergrundgeschichte der Frau. Sie lebt mit Ihrem Mann und zwei Kindern weit abgelegen in den Bergen. Das Ehepaar ist taub und völlig mittellos. Mitglieder der Dorfgemeinschaft haben sie schwer verletzt aufgefunden und ins Spital gebracht. Die Kinder sind ausgeschwärmt, um bei der Verwandtschaft etwas Geld für den Eingriff zu sammeln. Doch das wird nicht reichen. Hier ist es an den Hilfswerken, Brücken über unüberwindbare Abgründe der Armut zu bauen und die Behandlungen zu sichern.
Sonntag/Montag, 21./22.5.2017
Ausbau des Camps. Eindrücklich, wie die routinierte Gruppe innerhalb von 24 Stunden ein betriebsbereites Ambulatorium (OPD), einen Operationssaal (OT), eine Pharmacy, einen Audiologieraum und eine Patientenaufnahmestelle einrichtet.
Jeder Campteilnehmer hat hier seine wichtige Aufgabe. Das System ist nicht auf Ausfälle ausgerichtet:
· Dr. Mike Smith, HNO-Chirurg, immer im OT bei ganz komplizierten Fällen.
· Dr. Fredi Bacchetto, Präventivmediziner und Spezialist für Public Health, zuständig für das Reporting und Unterstützung an allen Fronten.
· Dr. Nirmal Thapa, HNO-Spezialist, schmeisst das Ambulatorium mit bis zu 180 Patienten pro Tag, dazwischen Eingriffe am Ohr in allen Varianten.
· Dr. Krishna Bogati, Anästhesist für alle Eingriffe, deshalb praktisch immer im Einsatz.
· Robin Lama, Instrumentierpfleger und Operationsassistent, ebenfalls bei allen Eingriffen dabei.
· Aasish Sharma, Audiologe, schafft bei Bedarf über Hundert Gehörprüfungen pro Tag.
· Sis Suraxya Kunwar, Patientenvorbereitung Operationsassistentin, Nursing, postoperative Überwachung,
· Rabi Gurung, Techniker, Patientenaufnahme. Assistent im Operationssaal.
· Gom Kumari Thapa, Indrai Sai, Assistentinnen im Operationssaal und Ambulatorium
· Prithivi Raj Baral, Rishi Ram Baral, Tika Ram, Fahrer, verlieren auch in brenzligsten Situation nie die Nerven und die Kontrolle über die Fahrzeuge, im Camp auch für die Rasur der Patienten vor den Eingriffen zuständig.
· Eka Dev Devkota, Camp-Coordinator. Ohne ihn läuft das Camp keine Minute. Betreibt zudem während dem Camp die Pharmacy.
Mühsam, die Internetverbindung wird immer schlechter. Strom gibt's nur während einigen wenigen Stunden am Tag. Da wird mir diese Abhängigkeit vom Netz so richtig bewusst. Ich bin mir als Newcomer einfach nicht gewohnt, dass es keine Elektrizität geben soll. Ich fühle mich in meinem Handlungsspielraum schwer eingeschränkt.
Dienstag, 23.5.2017, Ear-Camp Jumla
Das Camp beginnt anzuziehen. 85 Patienten im Ambulatorium. Vier Tympanoplastiken. Erstaunlich, wie viele Menschen hier scheinbar mit chronischen Mittelohrentzündungen und riesigen Löchern in ihren Trommelfeldern herumlaufen.
Mittwoch, 24.5.2017, Ear-Camp Jumla
Zwei komplizierte Ossiculoplastiken (Rekonstruktionen der Gehörknöchelchen) für Mike und fünf weitere Trommelfellplastiken. Die Chirurgen kommen erst um 20 Uhr aus dem Operationssaal. Die Warteliste für die grossen Eingriffe ist mittlerweile auf 39 angestiegen. Und es ist erst Mittwoch.
Donnerstag, 25.5.2017, Ear-Camp Jumla
Am Mittag hat Mike schon drei Tympanoplastiken hinter sich gebracht.
Im Ambi präsentiert sich Bhairab mit einer fortgeschrittenen beidseitig destruierenden Pyramidenbeinvereiterung. Die Infektion ist in beide Mittelohren eingedrungen und hat rechts bereits alle Gehörknöchelchen zerstört. Das Gehör des jungen Mannes wird schon bald mehr oder weniger vollständig ausfallen. Zudem riskiert der Abszess unbehandelt ins Gehirn durchzubrechen. Der Patient muss dringend operiert werden.
In Nepal fällt der Patient den Entscheid über einen operativen Eingriff nie alleine. Der Beschluss wird immer mit den Angehörigen gefällt und ist verbindlich. Die Verwandten von Bhairab wohnen unerreichbar weit entfernt in den Bergen Nepals. Aus diesem Grunde soll der Wohnpartner des jungen Mannes die Einwilligung erteilen. Diese möchte aber die Verantwortung nicht alleine übernehmen. Deshalb müssen zuerst weitere geeignete Personen aus dem Umkreis des Patienten angefragt werden.
Um 13.45 Uhr ist es dann soweit. In einer mehrstündigen Operation, welche dem Chirurgen alle feinmechanischen Fingerfertigkeiten abverlangt, bohrt Mike das rechte Mastaoid (Warzenfortsatz) aus und rekonstruiert in Feinstarbeit die winzigen Gehörknöchelchen. Diese setzt er anschliessend wieder ins Mittelohr ein. Darauf fixiert er eine Trommelfell-
plastik und verschliesst die riesige Mastoidhöhle mit einem grossen Weichteillappen.
Zum Abschluss des Operationstages nochmals eine Tympanoplastik, eine Exzision einer riesigen Zyste hinter dem Ohr eines 10jährigen Jungen und eine Paukendrainage. 115 Patienten sind durch das Ambulatorium. Asish hat 67 Audiogramme erstellt. Das Camp geht erneut erst nach 20 Uhr zu.
Freitag, 26.5.2017, Ear-Camp Jumla
Als wir das Camp kurz nach acht betreten, herrscht ein Riesengedränge. Rabi wird von einer laut gestikulierenden Menschenmenge wie ein Popstar belagert. Jeder will eine möglichst gute Position auf der Warteliste ergattern. Die Patientennummer wird mit wasserfestem Stift auf den Vorderarm geschrieben.
Bis Mittag hat Nirmal die 65 Patienten im OPD behandelt. Hinzu kommen heute nur fünf grosse Eingriffe: Drei Tympano- und zwei Gehörknöchelplastiken. Es kommt leider immer wieder vor, dass Patienten nicht zum Operationstermin erscheinen. Das führt zu einem unnötigen Verlust an Ressourcen, denn Ersatzpatienten können nicht ohne Verzug aufgeboten werden.
Samstag, 27.5.2017, Ear-Camp Jumla
Eigentlich der einzige offizielle Feiertag der Woche in Nepal. Im OPD behandeln wir 114 Personen. Mike und Nirmal führen sechs grosse Eingriffe durch, fünf Trommelfellrekonstruktionen und eine Plastik der Gehörknöchelchen.
Sonntag, 28.5.2017, Ear-Camp Jumla
Im OT führen die Ohrchirurgen noch sechs grosse Operationen durch, zwei Mastoidsdanierungen sowie 4 Rekonstruktionen der Gehörknöchelchen. Das OPD bleibt geschlossen. Der Tag gehört den Nachkontrollen der Eingriffe sowie den Statistiken über das Earcamp. Wir haben über 500 Patienten im OPD gesehen und 36 Eingriffe an Ohren durchgeführt. Über 120 Eingriffe am Ohr mussten vertagt werden. Diese Patienten müssen bis zum nächsten Camp weiter auf ihr Gehör warten. Es bleibt viel zu tun.
Elektronisch bin ich seit mehr als 24 Stunden von der Umwelt vollständig abgeschnitten. Strom gibt es so viel wie keinen mehr und damit auch kein WiFi und kein Internet. Die Handyleitung ist ebenfalls seit langem tot. Kein Kontakt mehr zu Christine, zu den Kindern oder auch zur Arbeit in der Schweiz. Unangenehm ist, dass dieser Zustand völlig unvorbereitet hereingebrochen ist. Es verbleibt keine Zeit, sich der Umwelt zu erklären. Ich bin für die anderen plötzlich einfach nicht mehr da.
Montag, 29.5 2017,
Das Camp wird abgebrochen und das Team geht wieder getrennte Wege. Bei mir steht der erste Rückflug mit Christine in die Schweiz an. Deshalb fliege ich nach Kathmandu. Das restliche Team nimmt wieder die lange Rückreise auf dem Landweg nach Pokhara in Angriff. Wehmütiger Abschied von lieb gewonnen Freunden. Wir sind alle tief berührt von den verbleibenden Eindrücken und Erinnerungen in uns. Die Gruppe hat grossartige Arbeit geleistet.